Piet Dekker:

Godert von Bocholtz

Herr, Großgrundbesitzer und Salzsieder der Zijpe (1)
"einer der ältesten und treuesten Diener des Prinzen von Oranien"

Übertragung: Ralf Schmeink

Godert van Bocholt

Godert von Bocholtz (2)

Zum Geleit

1597 wurde die Zijpe definitiv eingedeicht. Diese endgültige Trockenlegung beendete eine lange Zeit größter Unsicherheit über die Zukunft des damals größten Polderprojektes der Niederlanden.

Der adelige Godert von Bocholtz hat einen wichtigen Stempel auf diese wichtigen Jahre gedrückt. Nach der ersten Eindeichung 1553 steckt er einen ansehlichen Teil seines Geldes in den neuen Polder und wird der größte Einzel-Grundbesitzer der Gegend. 1589 bekommt er von König Phillip II. die Rechte über die Herrlichkeit Zijpe übetragen, vor Allem, um dort günstig Salz zu sieden.

Dies ist nach einem erfolgsversprechenden Start allerdings dem Untergang geweiht, da die Allerheiligenflut 1570 die Zijpe beinahe vollständig verwüstet. Im Krieg mit Landvogt Alva, der die inzwischen aufständischen Gebiete wieder der spanischen Herrschaft unterwerfen will, sieht (Dietrich) Sonoij, Gouverneursleutnant des Prinzen Willem van Oranje - und Gegenspieler Phillips II.), keine andere Möglichkeit, als die gerade reparierten Polderdeiche 1573 wieder zu durchstechen, was den Beginn weiterer großer Verzögerungen der finalen Eindeichung ist: Politische Unruhen und gegenstreitige Interessen behindern wiederholt die Fertigstellung der Deiche.
Die Familie von Bocholtz verliert wegen dieser Umstände große Mengen des im Polder investierten Geldes. Darüber hinaus bleibt ihr nach 1597 nur ein deutlich kleinerer Teil des Gebietes, der ursprünglich einmal in ihrem Besitz war. Dennoch bleiben Goderts Erben immer noch die größen privaten Landbesitzer.

Von Bocholtz ist auch Herr der geldrischen Grenzfestung Wachtendonk, von Grevenbroich und den ehemaligen Gütern der Abtei Corbie in Flandern, Brabant und dem Prinzbistum Lüttich.
Als Soldat, Gesandter, Diplomat usw. erwirbt sich Godert von Bocholtz so große Verdienste bei Kaiser Karl V. und seinem Sohn Phillip II., dass er 1548 von erstgenanntem höchstrichterlichen Schutz bekommt.
Wichtige Aktivitäten entwickelt von Bocholtz auch in Diensten Willem von Oraniens, dessen Oberster Leutnant er lange Zeit war. 1577, im Jahr seines Todes wird er als "einer der ältesten und treuesten Diener des Prinzen" beschrieben - trotz seiner Verbundenheit mit dem katholischen Glauben. (...) (3)

Piet Dekker, 1998

Zur Übertragung ins Deutsche:

Das dies Buch Einiges an niederländischer Geschichtskenntnis voraussetzt, habe ich hier und da Fußnoten mit Daten der nl. Historie ergänzt. Der deutsche Text ist auf Lesbarkeit hin angelegt und weniger auf eine wortgetreue Übersetzung.

Ralf Schmeink, 2022


(1) Die Zijpe (lies: "Seipe") ist ein Polder in der nl. Provinz Nordholland, nördlich von Alkmaar. Die ehemals gleichnamige Gemeinde (um 11.0000 Personen) gehört seit 2013 zur Gemeinde Schagen.

(2) Der junge Godert von Bocholtz auf einem Stahlstich nach einem Bild, das ursprünglich im Link Haus Ingenhoven hing, dann aber nach Schloss Alme/Meschede nach Nieder-Alme bei Brilon gebracht wurde, das Rittergut des Zweig derer von Bocholtz zu Meschede.
Der Gürtel um das Bocholtz-Wappen deutet auf die Aufnahme des noch keine 30 Jahre alten Godert in den renomierten Hosenbandorden durch Kaiser Karl V.

(3) Bemerkenswert an dieser Stelle scheint mir zu sein, dass Willem van Oranje ehemaliger Statthalter des (katholischen) Karl V., und dessen Sohn, des spanischen Königs Phillip II. war, dann aber für die Freiheit des (protestantischen) Glaubens und die Unabhängigkeit der (spanischen) Niederlande gegen diesen und seinen Feldherrn Alva kämpfte. Godert wird also von Vertretern beider Seiten dieses Krieges geschätzt.
Dieser Krieg, der erst mit dem westfälischen Frieden 1648 (Münster/Osnabrück) und mit der Unabhängigkeit der Niederlande endet, ist in den Niederlanden als 80-jähriger Krieg bekannt.


Quelle:
Link Dekker, Piet: Godert van Bocholt, enige heer, grootgrondbezitter en zoutzieder van de Zijpe,
Schoorl (uitgeverij pirola), november 1998,
ISBN 90 6455 247 7
Das Buch können Sie hier Weblink bestellen.


Die Witwe des Verfassers hat mit Datum vom 13. Mai 2022 zugestimmt,
Auszüge aus dem Buch Ihres Mannes, Piet Dekker, an dieser Stelle auf Deutsch zu veröffentlichen.
Ein herzlicher Dank gilt Kees Blom vom Verlag Pirola für die Vermittlung.

Das bedeutet keine generelle Freigabe, die Inhalte weiter zu verbreiten.
Die Rechte am ursprünglichen Werk liegen weiterhin bei den Erben Piet Dekkers.