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Zwanzigstes Kapitel.

Die Pfarrer.

Pflichtgemäß wollen wir hier auch jener Männer gedenken, welche ehedem bis heute als Pfarrer den Hirtenstab über Lobberich geführt haben. Leider sind die Namen der ältesten uns nicht aufbewahrt geblieben. Können deshalb ihre Namen in dieser Schrift nicht verzeichnet werden, so werden sie doch hoffentlich mit goldenen Buchstaben in dem Buche des ewigen Lebens eingetragen stehen. Nachdem uns die Namen der Pfarrer der Nachbarorte Hinsbeck schon vom Jahre 1226, Leuth vom Jahre 1238 und Kaldenkirchen vom Jahre 1296 gekannt sind, datiert der Name des ersten bekannten Lobberich Pfarrers erst vom Jahre 1483. Der Grund, weshalb die Namen der ältesten verloren gegangen sind, wird wohl in dem Brande des des Pfarrhauses um 1608 und der Verschleppung der Papiere und Dokumente im Hessenkriege vom Jahre 1642 zu suchen sein, wo dieselben, wie auch viele andere, z.B. der Vikarien, verloren gingen.

Johann van Oussem, Pastor zu Lobbert 1), wird uns am 7. Mai 1483 genannt. In der Urkunde betreffs der Erbteilung des Nachlasses der zu Lobberich verstorbenen Eheleute Johann von Reyde, genannt von Besel, und Katharina von Bocholtz, zwischen Wilhelm von Bocholtz und Arnt Binck am vorgenannten Tage tritt er als Zeuge auf. (Fahne, Bd. II, Urkdbch. Bocholtz, S. 79 und 80.) - (Die Namen der nun folgenden bis zum Jahre 1774 sind mit nur einer Ausnahme (Walden) dem 1643 angelegten "Kirchenbuche I zu Lobberich" entnommen, die späteren den Sterberegistern daselbst. Auch ist der 1566 angelegte und 1824 abschließende, im Pfarrarchiv zu Grefrath beruhende "catalogus Fratrum", welcher vom sel. Herrn Pfarrer Mooren in den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, 7. Heft, Köln,

Anm. 1) Derselbe war wohl aus Ossum, Pfarre Lank, Dekanat Krefeld, gebürtig. Zu Plattdeutsch wird dieser Ort noch heute Ossem oder Oussem ausgesprochen.

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1859, S 52 bis 73 veröffentlicht wurde, mitbenutzt.). Oussem's Nachfolger waren wohl

1507

Der ehrwürdige P. und Fr. Mathias von Thure (Thüre, Düren,) gebürtig aus Düren, Pastor dieser Kirche von Lobberich i.J. 1507, wurde wegen seiner ausgezeichneten Frömmigkeit und seiner hervorragenden Kenntnisse i.J. 107 zum (38.) Abte des Klosters Knechtsteden erwählt, als welcher er sich während der Reformation, um 1530, auszeichnete. Er starb als Abt der Abtei Knechtsteden um Dreikönigen des Jahres 1543 und wurde vor dem Tabernakel (Sakramentshäuschen?) in der Abteikirche zur letzten Ruhe gebettet, das er anders aufgestellt hatte.

1507 bis um 1532 ?

Der ehrwürdige P. u. Fr. Sibertus von Krickenbeck aus Breyell, Pastor in Lobberich seit dem Jahre 1507. Als solcher tritt er uns bereits am 12. Mai 1509 urkundlich entgegen. In der Erneuerung ihrer verbrieften Lehns- u. Ordnung der Ritterschaft des Amtes Krickenbeck von genanntem Tage siegelten nebst verschiedenen Rittern, Frans, pastor zu Greefraedt und Sybert van Krickenbeck, pastor zu lobbroch (Fahne, Bocholtz II, S. 90). Im Jahre 1528 unterschrieb er den Pachtzettel des der Sebastianus-Bruderschaft gehörigen Heythausener Landes.Kirchenbuch I. Ebenfalls am 29. November 1531 besiegelte er mit anderen Rittern eine Schenkung von 5 Malter Roggen jährlich, die Eduard von Bocholtz und dessen Gattin Maria v. Brockhusen an die Armen zu Bree an der Maas gaben.(Die Urkunde nennt ihn: her Sybert van kryckenbeck, pastor tot lobbroick, unser beider Freund, lieber Neffe und Schager. Fahne, Bocholtz, 2. Bd., S. 102.) Sybert von Eryckenbeck, pastor zu lobbroick, der sehr lange dem Amte vorstand, ist in hohem Alter hier gestorben. Er wurde begraben vor dem (nunmehr längst verschwundenen) Sakramentshäuschen im Chore der Kirche. Er ruhe in Frieden, schließt das Kirchenbuch. - Bereits am 4. April 1460 wurde Sibertus "Karkenbeck von Heinxbeck" (Hinsbeck) in der damals Kölnischen Diözese in die Matrikel der Universität zu Köln aufgenommen. (Nettesheim, Geschichte der Schulen des Herzogt. Geldern, 1882.)Nehmen wir nun an, daß er bereits 1532 starb (erst 1538 tritt sein Nachfolger urkundlich auf) und daß er bei der Eintragung 1460, erst 10 Jahre als gewesen sei, so muß er schon ein Alter von mindestens 82 Jahren erreicht haben. Aus Vorstehendem erhellt, daß der aus Breyell gebürtige Pfarrer Sybert v. Krickenbeck, aus dem Geschlechte derer von Krickenbeck vom Schlosse Krickenbeck unter Hinsbeck entsprossen war. Auch die Vornamen seines Urgroßvaters und früherer Ritter zu Schloß Krickenbeck lassen schon hierauf schließen. In einer Urkunde vom 17. Januar 1288 vor den Laten zu Leuth kommen unter anderen als Zeugen vor: Heinrich von Kriekenbeck und Sibert von Kriekenbeck, Sohn von Ritter Heinrich. (Scholten, Kloster Grafenthal, Neukloster, Cleve, 1899, S. 66 und desselben Werkes, Urkunden S. 44, Nr. 51.) Zu Breyell pachtete Sivert von Kriekenbeck, genannt Vogelsank, und sein Sohn Johann am 22. Febr. 1381 "ein nach Leuth hin, bei dem Hof op der Heyden" (jetzt Heyerhof genannt) längs des Weges gelegenes Gut von 60 Morgen vom Kloster Grafenthal. Am 2. Mai 1405 pachtete dasselbe Gebel von Weueblinchabe (Wevelinghoven) als Witwe von Johann genannt Vogelsank; am 24. September 1418 die Eheleute Lambert und Mette Merkator, wie Johann ter Heiden und seine Frau Ebel es gehabt hatten; diese setzten das Gut ter Heiden als Pfand; am 9. August 1477 pachteten jene 60 Morgen Lambert und Katharina Merkator; in diesem Pachtzettel wird Johann op der Heiden Johann Vogelsank genannt. Sibert und Johann von Kriekenbeck, 1381,(wohl der Groß- und Urgroßvater unseres Pfarrers) wohnten demnach auf den "Hof ter Heiden", dem jetzigen Heyerhofe", in der Nähe von Leutherheide, an der Grenze der Gemeinde Leuth. (Scholten, Kloster Grafenthal, Cleve, 1899, S.168) Nach Vorstehendem scheint auch die auf Merschelshof zu Lobberich 1403 schon ansässige Familie von Wevelinckhouen (Wevelinghoven) ihm nahe verwandt zu sein. Seine Großmutter war Gebel von Wevelinghofen, 1405. Auf diesem Hofe werden 1403 Sibert von Wevelinghofen und 1432 Seger von Weuelkouen urkundlich genannt, die mit unserm Pfarrer den gemeinsamen für jede Zeit fast maßgebenden Vornamen

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führen. Unter seiner (Pfarrer von Krickenbeck's) Amtsdauer tritt auch

1528

Fr. Albertus Walden am 27. Oktober 1528 als Pastor zu Lobberich auf. An diesem Tage unterschrieb und siegelte er auf Verlangen eine letztwillige Verfügung der Eheleute Eduard v. Bocholtz zu Haus Bocholtz bei Lobberich, des Inhaltes, daß ihre Tochter Anna Haus Bocholtz erbe, falls ihr Sohn Joachim im Türkenkriege umkomme, da man seit langem aus Ungarn nichts von ihm vernommen und ihr Sohn Johann schon dort umgekommen sei. (Fahne, Bocholtz, 2. Bd., S. 98.) Dieser Pfarrer steht im Kirchenbuche I vom Jahre 1643 1) nicht eingetragen, und scheint es daher, daß er nur eine Zeit lang den alten Pfarrer von Krickenbeck vertreten hat, oder als Pfarrverwalter diesem zur Seite stand, da ersterer 1531 als Pfarrer Lobberich's noch selbst unterschrieb.

Bis 1543

Der ehrwürdige P. und Fr. Gerhard Starlgen (Straelgen, Strälgen, Stailgen,) gebürtig aus Mörs, Pastor dieser Kirche, wurde nachher zum Abte erhoben. - - Am 28. Dez. 1538 untersiegelte Gerhard von Mörs, pastor zu lobbrich, mit anderen eine Urkunde, wonach Johann von Bocholtz, Sohn Eduard's für eine Summe Geldes zu Gunsten der Witwe und anderen Kindern Eduard's auf dessen Erbschaft verzichtet.(Fahne, Bocholtz, II. Bd., S. 116,) Am 20. Dezember 1539 war Gerh. Strailgen, pastor von lobbroich, auch noch bei der Eheberedung Georg von Hatzfeld's und Anna von Bocholtz zugegen- (Fahne, Bocholtz II. Bd., S. 121.) Im Jahre 1543 wurde er zum (39.) Abte der Abtei Knechtsteden erhoben, welche Stelle er bis zum J. 1573 bekleidete. Er starb am hh. Pfingstfeste, den 10. Mai 1573 und wurde vor dem Altare des heil. Kreuzes, in der Abteikirche zur Knechtsteden zur ewigen Ruhe gebettet.

1543 - bis zum 1548

Der ehrwürdige P. und Fr. Theodor von Neuß, Pastor dieser Kirche, entschlief, als er 5 Jahre diese Kirche glücklich geleitet hatte, um das Jahr 1548, im Herrn. Er liegt begraben vor dem Sakramentshäuschen, im Chore der Pfarrkirche zu Lobberich.

Anm. 1) In diesem Kirchenbuche I und auch in II sind die Namen der Pfarrer zwar richtig, aber die Jahreszahlen nicht alle richtig eingetragen.

1552

Der ehrwürdige P. und Fr. Wilhelm von Hoengen, Pastor dieser Kirche, kommt 1552 urkundlich vor und legte wegen der Wirren des "belgischen" Krieges das Pfarramt in die Hand des Prälaten (Abtes) nieder, starb im Kloster (Knechtsteden) und ist daselbst begraben im Jahre 1574. 1)

Bis 1608

Der ehrwürdige P. und Fr. Johann Schriner,²) (auch Seriba,) geb. zu Dahlen, Pastor in Lobberich, hatte in Folge des "wilden, holländischen, inneren Krieges", der im ganzen "Belgierland" wütete, viele Verluste zu erleiden und mannigfache Gefahren zu bestehen. Als seine Kräfte erschöpft waren, legte er das Pfarramt nieder in die Hand des Abtes und brachte dann den Rest seiner altersschwachen Lebenszeit mit vielen Thränen unter Fasten und Beten Gott dem Allmächtigen zum Opfer. Er lebte noch 6 Jahre mit seinem Nachfolger in der Pastorat und starb glückselig im Herrn. An dem für die Pfarrer bestimmten Orte, vor dem Sakramentshäuschen, wurde er am 10. März 1614, morgens zwischen 7 und 8 Uhr, begraben.

1608 bis 1622

Der ehrwürdige P. und Fr. Mathias Mehler (Meler), geb. aus Süchteln, Pastor dieser Kirche zu Lobberich, hatte gleich nach seiner Einführung großen Brandschaden. Als wieder Mittel vorhanden waren, führte er auf dem Pastoratsplatz die Pfarrwohnungen wieder auf und fügte noch andere Gebäude hinzu. Er leitete die Kirche lobenswert vom Jahre 1608 bis 1622. Darauf wurde er Pastor von Geilenkirchen und später Propst in Cappel. Er starb im Exil bei Cappel "in villa Romägen" (Schloß oder Hof Numagen) am 27. November 1656 und wurde im Benediktinerkloster Liesborn begraben.

Anm. 1. Fahne, Bocholtz, I. Bad, I. Abth., S. 281, führt auch die Pfr. bis Krins incl. auf; aber sowohl die Daten als auch die Reihenfolge ist ungenau. So hat er: Pfr. Cortheis gest. 1686 Pfr. Hillenbrink 1691-93 und Pfr. Jansen gest. 1758 ganz ausgelassen; dagegen zwischen Pfr. Broich gest. 1774 und Pfr. Stemmeler, ernannt 1774, setzt er einen Pfr. R Becker, der nie hier als solcher existiert hat.

2. In dem Lobbericher Katalog heißt es "Schriner", dagegen in dem Grefrather, "Scriba", (Schreiber) Scriba, plattdeutsch Serfbent, oder Schribent, ein Schriefer, also Schreiber, anstatt Schriner - Schreiner. Der Name kommt in der Rheindahler Geschichte sehr oft vor.

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1622 bis um 1629

Der ehrwürdige P. und Fr. Mathias Lüttringhausen, gebürtig aus Köln, war sieben Jahre Pastor der Kirche zu Lobberich, bis zum d. J. 1629; er wurde sodann Pastor in Brachelen, woselbst er im Alter von 67 Jahren, am 16. März 1653, starb.

1629 bis 1633

Der ehrwürdige P. und Fr. Bartholomäus Fraisin,(Fraisine) ein Franzose von Geburt, war ungefähr vier Jahre Pastor der Kirche von Lobberich, bis 1633. Darauf wurde er Pastor in Gangelt, sodann Pastor in Brachelen und dann Prior in Dortmund. Er starb am 18. Mai 1693 im Kloster Str. Gerlaci.

1633 bis 1669

De ehrwürdige P. und Fr. Norbertus, geboren Mathias Pricken, gebürtig aus Lobberich, wurde für das Pfarramt zu Lobberich präsentiert am 8. Oktober 1633. Krieg und Pest, welche damals wüteten, bereiteten ihm großen Schaden und mannigfache Gefahren, wie im Verlaufe der Ortsgeschichte an sehr vielen Stellen zu ersehen ist. Als Pfarrer stand er seiner Heimatsgemeinde bis zum J. 1669 vor. Im J. 1669 wurde er Pfarrer von Grefrath; darselbst starb er am hh. Pfingsteste, den 17. Mai 1671.

1669 bis 1682

Der ehrwürdige P. und Fr. Gottfried Frisch, gebürtig aus Sinsteden, Pfarre Rommerskirchen, Kreis Neuß, war erst Provisor des Klosters Knechtsteden, dann Pastor in Frimmersdorf und sodann seit dem 4. April 1669 Pfarrer der Kirche von Lobberich. Im Oktober 1682 kam er als Prior zum Kloster der Prämonstratenser zur Dortmund, wo er am 19. Februar 1700 starb und auch beerdigt wurde.

1682 bis 1686

Der ehrwürdige P. und Fr. Mathias Cortheis, gebürtig aus Neuß, wurde im Okt. 1682 von seinem hochw. Herrn, dem Abte von Knechtsteden, als Pastor des Ortes Lobberich präsentiert und am 16. November vom Bischofe von Roermond angestellt, sodann am 24. November desselben Jahres vom Dechanten eingeführt. Er starb am 26. September 1686 an einem Steinleiden und ist in der Kirche von Lobberich begraben.

1686 bis 1691

Der ehrwürdige P. und Fr. Johann Pulvermacher (Pulvermecher), geboren zu Heinsberg im J. 1641, trat 1665 zu Knechtsteden in das Kloster und legte in demselben Jahre seine Profeß ab. Im J. 1669 zum Priester geweiht, wurde er Novizenmeister sodann Kaplan zu Grefrath, wo er 1679 und 1680 vorkommt. Am 22. Oktober 1686 wurde er als Pfarrer zu Lobberich eingeführt. Durch seine Oberen wurde er am 30. Oktober 1691 als Pfarrer nach Frimmersdorf versetzt, woselbst er am 23. Dezember 1703 starb. Er wurde im Kloster Knechtsteden begraben.

1691 bis 1693

Der ehrwürdige P. und Fr. Caspar Theo. Hillenbringh (Hillenbrinck), geboren zu Odenkirchen den 11. April 1645, legte im Kloster Knechtsteden am 26. Mai 1665 seine Profeß ab und wurde 1669 zum Priester geweiht. Sodann Novizenmeister, wurde er Pfarrer in Heungen, in der Grafschaft Jülich. Am 17. November 1691 wurde er als Pfarrer nach Lobberich versetzt. Von hier ging er am 24. Januar 1693 als Propst nach Heinsberg. Durch kanonische Wahl der sehr edlen Jungfrauen von Heinsberg, war er zum Vorsteher dieses Ortes gewählt. Er starb als Propst zu Heinsberg am 25. November 1708 und wurde dort begraben.

1693 bis 1704

P. und Fr. J. August Beckers, geb. zu Aachen, den 11. Oktober 1659, legte am 4. August 1680 im Kloster Knechtsteden seine Profeß ab und wurde 1648 zum Priester geweiht. Am 5. Februar 1693 wurde er Pfarrer zur Lobberich, und sodann am 18. Mai 1704 Prior im Katharinenkloster zu Dortmund. Später war er Prior in Knechtsteden. Er starb am 24. November 1727 im Kloster zu Eicklo (Eickeloe) bei Lippstadt.

1704 bis 1711

Der ehrwürdige P. und Fr. Wilhelm Essers, gebürtig zu Odenkirchen im Jahre 1652, legte am 24. Juni 1676 in Knechtsteden seine Profeß ab und wurde am 22. April 1680 zum Priester geweiht. Sodann war er Subprior und Novizenmeister, dann Cellearius und sodann 11 Jahre Kaplan und Vikar in Grefrath, wo er 1698 bis 1700 urkundlich vorkommt. Von hier aus wurde er zum Pfarrer von Lobberich ernannt und als solcher am 22. Juni 1704 eingeführt. Er that viel für den Schmuck des Gotteshauses und des Gottesdienstes, wie aus der Geschichte der Pfarre zu ersehen ist. Am 1. Juli 1711 legte er sein Pfarramt freiwillig nieder in die Hand seines hochwürdigsten Prälaten

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des Abtes Arnold Brewer, um in der Einsamkeit des Klosters sein Leben zu beschließen. Er war sodann Prior in Dortmund, später (1719) Propst in Cappel und starb als Propst im Kloster Eicklo bei Lippstadt, am 16. September 1724.

1711 bis 1724

Ihm folgte der ehrwürdige P. und Fr. Theodor Rütger Borghs (Borgs) geboren zu Steynen (Pfarre Hamm bei Düsseldorf?) i.J. 1669, legte am 13. Oktober 1694 im Kloster Knechtsteden seine Profeß ab und wurde am 9. Januar 1694 zum Priester geweiht. Sodann Cellerarius seit dem 11. Januar 1701, dann Beichtvater in Heinsberg und später Kaplan zu Grefrath, wo er als solcher 1707 und 1710 urkundlich vorkommt. Von hier aus wurde der Kanonikus der Prämonstratenserkirche zu Knechtsteden. Th. R. Borgs, i. J. 1711 Pfarrer in Lobberich. Er stand der Pfarre bis zu seinem am 8. Mai 1724 erfolgtem Tode vor. Er starb im Pfarrhause und liegt im Chore der Kirche begraben.

1724 bis 1728

Ihm folgte P. Johann Jakob Klöcker. Kanonikus des Prämonstratenserklosters Knechtsteden. Derselbe war geboren zu Köln i.J. 1675, legte am 25. März 1695 in Knechtsteden seine Profeß ab und wurde am 25. März 1699 zum Priester geweiht. Nachdem er 20 Jahre Pfarrer in Teveren gewesen, wurde er i.J. 1724 Pfarrer in Lobberich. Im Jahre 1728 wurde er Prior in Dortmund. Diesem Stifte stand er bis 1752 lobenswert vor. In genanntem Jahre resignierte er, durch das Alter geschwächt. Er wurde zum Kloster Eicklo bei Lippstadt versetzt, wo er bereits am 15. Mai 1753, im Alter von 78 Jahren, im Herrn entschlief.

1728 bis 1736

Sein Nachfolger war P. Joh. Cyriakus Thils, (Tils, Tyls) geboren zu Köln den 10. September 1683, legte am 23. September 1703 im Kloster Knechtsteden seine Profeß ab und wurde am 23. Oktober 1707 zum Priester geweiht. Zuerst war er Cellerarius zu Knechtsteden, dann Pfarrer in Norff und wurde i.J. 1728 Pfarrer in Lobberich. Der hiesigen Pfarre stand er bis zum Jahre 1736 vor, wo er zum Kloster Eicklo bei Lippstadt versetzt wurde. Hierselbst starb er infolge eines Schlagflusses am 15. November 1750. Zum Nachfolger hatte er den

1736 bis 1758

Fr. Adam Leonhard Jansen, geboren zu Jülich 1) den 27. Januar 1688; derselbe legte am 31. Aug. 1710 in Knechtsteden seine Profeß ab. Nach seiner Priesterweihe war er später Kaplan zu Grefrath. Als solcher wurde er i.J. 1736 zum Pfarrer von Lobberich ernannt. Unter ihm wurde i.J. 1740 das Pfarrhaus ganz neu gebaut. Pfarrer Leonhard Jansen starb zu Lobberich am 18. März 1758.

1758 bis 1774

Ihm folgte Fr. Constat. Broich, gebürtig aus Köln. Derselbe war Lektor der Theologie, sodann seit dem 14. Juni 1748 Subprior und Novizenmeister und seit dem 11. Oktober 1752 Prior zu Knechtsteden. Am 22. Mai 1758 wurde er zum Pfarrer von Lobberich ernannt und als solcher am 30. Mai 1758 eingeführt. Pfarrer Broich starb zu Lobberich am 28. Oktober 1774 und wurde am 3. November zur letzten Ruhe gebettet.

1774 bis 1811

Ihm folgte Fr. Joh. Paulus Stemmler, Kuratpriester der Abtei Knechtsteden. Er war geboren und getauft zu Broel,²) den 12. April 1725, im J. 1756 Lector und 1759 Kaplan in Frimmersdorf. Im Jahre 1764 war er bereits Kaplan in Lobberich, nahm am 15. März 1768 auf Präsentation des Dionysius Kochs, Abtes von Knechtsteden vom 1. März, die Vikarie U.L. Frau, der hl. Anna, Agatha und Luzia in der Pfarrkirche zu Grefrath in Besitz. Am 22. November 1774 wurde auf Präsentation des Heinrich Keuter, Abtes von Knechtsteden und gemäß bischöflichen Mandates vom 17. Nov. Paulus Stemmler, Kuratpriester zu Knechtsteden und Vikar zu Grefrath, als Pfarrer zu Lobberich installiert. In seine Amtsperiode fiel die franz. Revulotion, welche die Aufhebung der Abtei Knechtsteden und eine gänzliche Umwälzung der kirchlichen Verhältnisse zur Folge

Anm. 1) Ueber Pfarrer Jansen hat der Grefrather Katalog Folgendes:

Geboren aus Huinshoven (Hünshoven) Pfarre, Dekanat und Bürgermeisterei Geilenkirchen. Der Lobbericher Katalog:

gebürtig aus Jülich. - Um Irrtum vorzubeugen, sei bemerkt, daß i.J. 1740 der Abt von Knechtsteden ebenfalls - wie der Pfarrer von Lobberich - Leonhard Jansen hieß, - derselbe aber, wie Pfr. Leonhard Jansen bemerkt, kein Verwandter von ihm war. Der Abt Leonhard Jansen war gebürtig aus Frelenberg bei Geilenkirchen und war von 1728 bis 1754 Abt zu Knechtsteden.

2) Das Civilstandsregister (Sterbeurkunde) des Standesamtes hat: geboren zu Brühl.

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hatte. Pfarrer Stemmler, der letzte von dem Patronatsstifte Knechtsteden präsentierte Pfarrer starb als Jubilarpriester am 6. April 1811 an den Folgen eines hitzigen Fiebers, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, im 85. Jahre seines Alters, im 62. Jahre nach Ablegung der feierlichen Gelübde in der ehemaligen Abtei Knechtsteden, im 59. Jahre seines Priesterstandes und im 37. Jahre seines Amtes als Pfarrer der Sukkursalkirche zu Lobberich im klevischen Bezirke. Er fand seine letzte Ruhestätte vor dem alten Missionskreuze, im Schatten seiner Pfarrkirche, auf dem (alten) Friedhofe, auf welchem sein steinernes Grabkreuz noch erhalten ist.

1811 bis 1814.

Sein Nachfolger als Pfarrer von Lobberich war Wilh. Wipperfürth, gebürtig aus Köln, ebenfalls ein Knechtstedener Ordensgeistlicher. Nach kurzer Amtsthätigkeit entschlief derselbe im besten Mannesalter von 42 Jahren, am 17. Januar 1814 und fand ebenfalls vor dem Kreuze seine letzte Ruhestätte.

1814 bis 1841.

Ihm folgte Bernhard Kempen, gebürtig aus Altdorf, Regierungsbezirk Aachen. Derselbe trat im J. 1790 in die Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden, legte daselbst am 6. Mai 1792 die feierlichen Gelübde ab, und wurde am 28. Februar 1795 zum Priester geweiht. Nach der schon bald (1802)erfolgten, gewaltsamen Auflösung des Ordensverbandes leistete er an mehreren Stellen thätige Aushülfe in der Seelsorge, bis er am 15. März 1814 zum Pfarrer von Lobberich ernannt wurde. Unter ihm wurde - zum Teil auf seine Kosten - im J. 1818 die jetzige alte Pfarrkirche erweitert, resp. ausgebaut. In der Seelsorge leistete ihm ein ehemaliger Ordensgenosse und Freund, der Kanonikus Conrad Reckinger, der von 1814 bis zu seinem Tode, 1837, bei ihm im Pfarrhause wohnte, brüderliche Aushülfe. In Folge einer mehrmonatlichen Abnehmungskrankheit und im Leben durch häufige schmerzliche Gichtanfälle hart geprüft, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, entschließ Pfarrer Kempen am 24. Dezember 1841, Morgens 2 Uhr, im 72. Jahre seines Lebens, von denen er 27 als Pfarrer in Lobberich verbrachte. Auch er fand vor dem Kreuze auf dem alten Friedhofe seine letzte Ruhestätte.

1842 bis 1867

Ihm folgte Peter Heinr. Krins, geb. zu Waldniel, den 22. Februar 1803, zum Priester geweiht den 20. Mai 1826, wurde 1826 Kaplan in Dülken und 1834 Pfarrer in Rheurdt. Am 31. März 1834 wurde er zum Pfarrer von Lobberich ernannt und am 11. Mai 1842 als solcher eingeführt. Seit länger als sechs Jahrhunderten war er der erste Weltgeistliche, der die Lobbericher Pfarrstelle inne hatte. Im Jahre 1854 wurde er zugleich zum Landdechanten des Dekanates Kempen ernannt. Im Jahre 1863 wurde er Ritter des Roten Adlerordens und i.J. 1867 Ehrendomherr an der Kathedrale in Münster. Er ließ 1863 einen vollständigen Umbau des Pfarrhauses vornehmen. In Folge einer Brustbeklemmung wurde ihm sein Wirken längere Zeit zuweilen schwer gemacht; nachdem das Uebel sich einige Zeit vorher wieder eingestellt, aber durch ärztliche Hilfe beseitigt schien, verschied er plötzlich infolge eines Stickflusses, am 8. Juli 1867, morgens gegen 7 Uhr, im 65. Jahre seines Lebens und im 255. seines Amtes als Pfarrer von Lobberich. Er ruht auf dem neuen Friedhofe vor dem Kreuz, wo ein schöner Grabstein seine letzte Ruhestätte deckt. Sein Oel-Portrait, in seiner Kleidung als Ehrendomherr, ist im Privatbesitz in Lobberich noch vorhanden.

1867 bis ad multos annos!

Sein Nachfolger ist Ludwig Hegger, geboren zu St. Tönis den 24. Oktober 1825, zum Priester geweiht zu Münster am 14. Juni 1851, sodann Kaplan in Hamborn von 1852 bis zum 12. Januar 1854, von da an bis zum 6. Oktober 1856 Kaplan in Dülken, sodann bis zum 27. Juni 1857 Kaplan in Kevelaer, wurde unter diesem Datum als Direktor der Erziehungsanstalt in "Haus Hall" bei Gescher berufen, welcher er über 10 Jahre vorstand. Am 2. Oktober 1867 erfolgte seine Ernennung als Pfarrer in Lobberich, in welche Stelle er am 24. Oktober desselben Jahres eingeführt wurde. Ihm war es vergönnt, der feierlichen Grundsteinlegung des so nötigen Kirchenneubaues am 16. Mai 1892 und ebenfalls der feierlichen Einweihung der neuen, herrlichen, romanischen Pfarrkirche, am 15. Oktober 1893 beizuwohnen. In seine bisherige Amtsdauer fällt die größte Entwickl-

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ungsperiode der Gemeinde, Pfarre und Schule von Lobberich. Sah er doch in den 33 1/2 Jahren die katholische Pfarrgemeinde zu Lobberich von 3787 Seelen auf 7541 steigen, daß heißt um 3754 Seelen, also das Doppelte anwachsen.

Die Zahl der Erstkommunikanten: Knaben und Mädchen, also

1867 31 33 64;

1893 54 75 129;

1899 79 78 157;

1900 91 104 195;

1901 87 93 180;

Ein weiterer, hochbedeutsamer Gedenktag für denselben war der 14. Juni 1901; an diesem Tage war ein halbes Jahrhundert verflossen, seitdem er im hohen Dome zu Münster zum Priester geweiht war. Seitens der ganzen Gemeinde wurde dieser Tag am 19. Juni 1901 festlich gefeiert und durch Schenkung einer prachtvollen Kanzel für die neue Pfarrkirche verewigt. Auch Se. Maj. der Kaiser verlieh an diesem Tage dem Jubilar-Priester-Greise den Roten Adlerorden IV. Klasse.


Inhalt

Einundzwanzigstes Kapitel: Das Pfarrwesen Lobberichs