Archäologische Untersuchungen
in der alten Kirche St. Sebastian


EIN BEITRAG ZUM 100OJÄHRIGEN JUBILÄUM VON LOBBERICH

VON CLIVE BRIDGER

Grund der Untersuchung

Im Vorfeld umfangreicher Renovierungsarbeiten in der alten Kirche in Nettetal-Lobberich wurde im Februar und März 1986 eine archäologische Untersuchung durch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Niederrhein (Xanten), durchgeführt.
Die örtliche Grabungsleitung lag beim Verfasser. An dieser Stelle möchte ich meinen Dank an die vielen Interessierten und Helfer der Untersuchung aussprechen, insbesondere aber an die Herren N Backes und R. Hauertz sowie an Dechant J Torka und Pfarrer K. Dors (Nörvenich-Hochkirchen.)

Sie beschränkte sich zunächst auf diejenigen Bereiche im südlichen Seitenschiff, die durch geplante Heizungsschächte und -kanäle zerstört werden sollten. Zwischen Januar und April 1987 wurde die Untersuchung fortgesetzt, wobei nun auch in der Chorvierung gegraben wurde. Da die Renovierungsarbeiten ursprünglich über mehrere Jahre hinweg vorgesehen waren, fand die Grabung nur sporadisch statt, also nur dann, wenn die klimatischen Verhältnisse keine dringendere Außentätigkeit "vor dem Bagger" zuließen. Im Sommer 1987 dann überschlugen sich die Ereignisse. Die heutige Pfarrkirche musste wegen auftretender Baumängel für den Gottesdienst gesperrt werden, eine Alternative musste schnellstens gefunden werden. Demnach sollte die alte Kirche, die bis dahin lediglich der monatlichen Jugendmesse gedient hatte, im Eiltempo renoviert und mit einer Fußbodenheizung versehen werden. Im September 1987 konnte die Außenstelle nur noch wenige "Suchlöcher" im restlichen Bau kontrolliert ausheben, dort wo die Heizungsschächte kurz darauf installiert wurden. Danach erlosch die Notwendigkeit, weitere Grabungen durchzuführen, da das Amt für Bodendenkmalpflege nur den gesetzlichen Auftrag hat, dort tätig zu sein, wo unmittelbare Gefahr für die Bodendenkmäler besteht.

Stand der Erkenntnisse vor der Grabung

Die sogenannte alte Pfarrkirche in Lobberich, die, wie ihre 1893 konsekrierte Nachfolgerin, dem hl. Sebastian geweiht ist, liegt etwas erhöht am Südende des älteren Ortskerns mit einem starken Gefälle nach Süden hin zur ehemaligen Burg der Familie von Bocholtz, Haus Ingenhoven. Laut Paul Clemen, bzw. nach ihm Johann Finken, entstand um 1450-1470 der heutige Hochchor, die Chorvierung mit angeschlossenem Mittel- und Kreuzschiff

P. CLEMEN, Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen I, 1 (Düsseldorf 1891) 104-09, hier 104; J FINKEN, Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit Lobberich (Lobberich 1902, Nachdr. 1977) 130-7, hier 130

Sowohl ihre Zuweisung der Sakristei zum ersten Bau als auch die Angabe, der ganze Bau sei aus Tuffstein errichtet, sind offenkundig falsch. Für Clemen entstand kurz darauf der dreigeschossige Westturm aus Ziegelsteinen. Während des Barocks wurde die gotische Ausprägung stark verunstaltet. Erst 1818 sind die vier westlichen Joche hinzugefügt worden. Wegen der allgemeinen Bevölkerungszunahme der Städte im ausgehenden 19. Jahrhundert

Vgl. Tabelle in P. DOHMS, Lobberich: Geschichte einer niederrheinischen Gemeinde von den Anfängen bis zur Gegenwart (Kevelaer 1982) 247.

wurde die Kirche zu klein; die neue Kirche St. Sebastian weihte man 1893 ein. Nur eine leidenschaftliche Bürgeraktion verhinderte den bereits bewilligten Abbruch des älteren Baues.

FINKEN a.a.0. (Anm. 2) 136 f.; P. CLEMEN, Wiederherstellung der alten Pfarrkirche zu Lobberich, Kreis Kempen. Ber. über die Tätigkeit d. Provinzialkomm. f d. Dkmlpfl. in der Rheinprovinz 7 (1902) 43-5; DERS., Bonner Jahrb. 110, 1903, 285-7. Für weitere Literatur zur Kirche s. DOHMS a.a.0. (Anm. 3)238 f Unlängst K. J. DORS, Die Pfarrgemeinde St. Sebastianus und ihre Kirchen, in: Th. Optendrenk (Hrsg), Lobberich. Ein Kirchspiel an der Nette. Heimatgeschichtliches Lesebuch zu 1000 Jahren einer niederrheinischen Gemeinde (Nettetal 1987) 69-80 bes. 74 ff.

Durch Artilleriebeschuss im Jahre 1945 beschädigt, wurde der bislang als Schulkirche verwendete Bau durch Errichtung eines neuen Daches 1950 gerettet. Es folgten zwei Jahrzehnte Missbrauch und Zerstörung. Erst Ende der 60er Jahre wurden erneut Instandsetzungsarbeiten vorgenommen, der brüchig gewordene, weitgehend barockzeitliche Verputz abgeschlagen, Fenster und Heizung repariert. Auch wurde der Fußboden z. T. ausgeflickt und im Chor ein steinernes Podest eingebracht.

Bis dahin galt die Meinung Clemens, dass die Bausubstanz auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückgeht. Dieser Datierung des damals Sichtbaren standen eine Glocke des Jahres 1397, der Grabstein des 1359 verstorbenen Gerhard von Bocholtz, ein Taufstein aus dem 12./13. Jahrhundert, ein romanisches Metallkreuz des 12. Jahrhunderts

CLEMEN a.a.0. (Anm. 2) 108 f., DORS a.a.0. (Anm. 4) 75.

sowie verschiedene schriftliche Urkunden gegenüber, die auf eine frühere Kirche hindeuteten; diese wollte die mündliche Überlieferung nicht hier, sondern bei dem sich 50 m südlich befindenden Haus Ingenhoven lokalisieren

CLEMEN a.a.0. (Anm. 2) 111; zu Recht sah DOHMS a.a.0. (Anm. 3) 157 in der Erwähnung 1403 im geldrischen Lehnsregister ihre Lokalisierung an der Stelle der alten Kirche.

Durch die Renovierungsarbeiten wurden nun Bauteile freigelegt, die die Clemensche Beschreibung und Datierung erheblich korrigierten. Diese Neuerkenntnisse konnte Klaus Dors 1970 berücksichtigen und verwerten

K. J. DORS, Link Die Urkunden im Archiv der Pfarre St. Sebastianus in Nettetal-Lobberich bis zum Jahre 1600. Ungedruckte Zulassungsarbeit zur 2. kirchlichen Abschlussprüfung an der Universität zu Bonn (1970J 23 ff Vgl. DERS., Link Die Sebastianus-Pfarre Lobberich und ihr Archiv. Heimatbuch Kr. Kempen-Krefeld 1973, 214-19; DERS., Das Pfarrarchiv der Gemeinde Sebastianus zu Lobberich in:Optendrenk a.a.O.(Anm.4), 61-68.

Für Clemen setzte sich der gotische Hauptbau und der Turm aus zwei Bauphasen zusammen, da Tuffstein beim ersteren und Ziegelstein beim letzteren vorherrschten. Tatsächlich bestehen beide Bauteile im Kern aus Ziegelsteinen; die sichtbaren Tuffreste waren vielmehr einer Vorgängerkirche bzw. der Verblendung des gotischen Mauerwerks zuzuweisen.

Die neuen Grabungsergebnisse

Die jüngsten archäologischen Untersuchungen haben diese Vermutungen zu einem Vorgängerbau eindeutig bestätigt und die Grundrisspläne von Clemen und Finken zum gotischen Bau als unzutreffend erwiesen (s. Plan S. 53).

Perioden 1-2

Zwischen den Pfeilern 14 und 15 wurde ein zweischaliges Tuffsteinmauerfundament freigelegt (049), das eine vom gotischen Bau leicht abweichende Flucht aufweist

Die Nummerierung der Pfeiler entnimmt man dem Plan; sie soll der Vermeidung langwieriger Beschreibungen zu einzelnen Positionen dienen. Die dreistelligen Nummern sind auf die ursprüngliche Benennung der Befunde (Mauern, Gräber, Pfostenlöcher, Bodenschichten etc.) auf der Grabung zurückzuführen; alle hier verwendeten Nummern sind in den Übersichtsplan eingetragen worden und sollen ebenfalls längere Beschreibungen ersetzen.

Während dieses im Osten mit dem Tuffkern des Pfeilers 15 im Verbund zu liegen scheint, ist es im Westen beim Bau des Pfeilers 14 gestört worden. Dieser Tuffpfeiler ruht überraschenderweise auf einem Ziegelfundament, er gehört daher zum gotischen Ziegelbau. Unterhalb der heutigen Chorstufe aus Blaukalkstein (069) findet sich eine ältere Chorstufe aus mindestens fünf Tuffsteinlagen (071). Diese letztere war zum westlichen Innenraum hin profiliert und wies Reste eines weißen Verputzes mit einer roten Bemalung auf.


Pfeiler 15 mit romanischer Mauer 049 im Vordergrund; links die alte Chorstufe 071 (nach Osten)

Zusammen mit dem Kern des Pfeilers 15 wir das Fundament 049 und die Chorstufe 071 einer vorwiegend aus Tuffstein bestehenden Vorgängerkirche zuordnen, die möglicherweise als romanischer Rechteckbau zu interpretieren wäre. Im Hochchor deutete ein weiteres Tuffmauerfundament in einem der Ausschachtungsschnitte (9/03)

Nummern nach dem Muster x/xx beziehen sich auf Befunde, die nur in den ausgeschachteten Löchern für die Heizkörper gefunden wurden und die nur rudimentär untersucht werden konnten; die erste Zahl gibt den Schnitt, die zweite Befundnummer an.

auf eine östliche Fortsetzung dieses Baues hin. Die Mauer fand 0,72 m vor der Südmauer des heutigen Chores. Unter Umständen handelt es sich um eine Mauer, die dem Chor dieser frühen Kirche zuzurechnen wäre. Wegen der raschen Ei der Grabungstätigkeit konnten zugehörige Laufschichten nicht eindeutig nachgewiesen werden. Lediglich vier quadratische Tonfliesen (092), die stratigrafisch die unterste di freigelegten Tufflagen der älteren Chorstufe überdeckten, könnten diesem Bau zugewiesen werden (Periode 2).

Darunter jedoch befanden sich Bodenschichten von einer Mächtigkeit von m 0,6 m, wie aus den Wänden jüngerer Eintiefungen abzulesen war, so dass wir mit eine älteren Belegung dieses Platzes rechnen müssen (Periode 1)

Eine mögliche (hölzerne) Vorgängerkirche, wie DORS a.a.0. (Anm. 4) 75 vermutet, ließ sich bislang nicht nachweisen, was eine solche allerdings nicht ausschließt, zumal wir den anstehenden Boden bisher an keiner Stelle erreicht haben.

Aus dem bisher aufgesammelten. Fundgut ist es z. Z. nicht möglich, Näheres zur Datierung zu sagen; die dürftigen Funde erlauben keine Präzisierung. Herausragend aber ist das Randstück einer Reibschale aus Terra Sigillata

Form Dragendorff 45. Zur römischern Besiedlung Lobberichs, vgl. DOHMS a.a.0. (Anrn. 3) 31 f

das aus der Verfüllung der Grabgrube 115 stammt. Eine Erklärung für diese römische Scherbe des 3. Jahrhunderts ist momentan schwierig; eine moderne Verschleppung ist jedoch ausgeschlossen.

Zu römischen Funden in Lobberich: G. LOEWE, Archäologische Funde und Denkmäler des Rheinlandes 3. Kreis Kempen-Krefeld (Düsseldorf 1971) 223 f.

Periode 2 a

Jünger als die beschriebenen Tuffsteinfundamente sind ein Fundament aus Liedberger Sandstein (155) im Chor, das eventuell als Altarfundament anzusprechen ist, und Reste eines glasierten Fliesenbodens (076, 090), der auf Fundament 049 Bezug nimmt und den älteren Boden 092 überlagerte. Zahlreiche gebrochene Platten, die einst zu diesem polychromen Boden gehört haben müssen, fanden sich verstreut in mehreren Verfüllungen und verworfenen Schichten in der gesamten Kirche. Bezeichnenderweise waren viele Fliesen, die sich noch in situ befanden, fragmentiert, was eventuell an eine Wiederverwendung bzw. eine Verlegung eines älteren Belages denken lässt. Auch in den Schuttschichten lagen mehrere Sandstein- und Tuffsteinfragmente, die von abgeschlagenen Diensten und Konsolen stammen dürften

Vgl. DORS a.a.0. (Anm. 7 , 1970) 30.

Periode 3

Während die Tuffmauer 049 von dem glasierten Fliesenboden respektiert worden war, hatte der Ziegelpfeiler 14 diese durchschlagen, er ist also jünger. Unseres Erachtens ist der Pfeiler dem gotischen Bau des 15. Jahrhunderts zuzuweisen, der die alte Saalkirche bis zur heutigen Nord- und Südwand erweiterte, wobei die Tuffmauer niedergelegt werden musste. Im südlichen Seitenschiff wurde ein höher liegender Fußboden freigelegt (007), der aus kleinen, quadratischen Blaukalksteinplatten bestand. Während der heutige (002) sowie der sich unterhalb des vor dem Jahre 1709 aufgestellten Antoniusaltars befindliche Fußboden (166) aus quergestellten Blaukalksteinplatten verlegt war, lag der ältere Boden parallel zur Kirchenachse. Südlich davon kam in nur 0,2 m Tiefe die Eckbildung eines Ziegelfundaments heraus (006), die sicherlich mit der erst 1818 niedergelegten Außenmauer der gotischen Kirche in Verbindung zu bringen ist. Eine Südwestecke dieses Baues zeigte sich im Schnitt westlich davon (129/130). Dieses Hineinspringen der Südmauer wurde im von A. Fahne 1863 publizierten Plan wiedergegeben, aber von Clemen und Finken nicht beachtet

A. FAHNE, Geschichte der verschiedenen Geschlechter Bocholtz (Köln 1863, Nachdr. 1977) Taf I. Vgl. hingegen: DORS a.a.0. (Anm. 7 - 1970) 27.

Interessant war auch die Tatsache, das die Westmauer (129) nicht in der Flucht der Turmpfeiler 6 und 13 lag, sondern leicht nach Westen hin gerückt war. Damit ergibt sich eine Flucht mit der Westseite der Pfeilerverstärkungen, was vielleicht doch auf eine spätere Entstehungszeit des Turmes hindeutet, wie auch von Clemen suggeriert wurde. Weitere Ziegelmauerfundamente kamen in den Ausschachtungslöchern zutage. Nördlich von Pfeiler 7 kam ein Abschnitt einer Mauer heraus, die wohl als nördliches Pendant zur Mauer 006 B gedeutet werden kann (7/41). Dieser Befund widerspricht der Fahneschen Darstellung der Nordmauer, die dort der heutigen, durchlaufenden Situation entspricht. Im Schnitt vor dem Nordportal wurde ein schräg liegendes Fundament freigelegt (8/14), das sich z. Z. einer Zuordnung zu den bekannten Bauten entzieht. Eine schmale Ziegelmauer (9/15) im Hochchor darf als Südseite einer Gruft gedeutet werden. Ähnliche Ziegel wurden als Fundamentlage des barocken Antoniusaltars verwendet (161, 164, 167), der auch ein massiveres, gemörteltes Fundament überdeckte (165, 171), das eventuell auf einen älteren Altar zurückgeht.

Grab 162 - Blick in die Grabgrube (nach Westen)

In allen aufgedeckten Bereichen fanden sich Holzsärge mit orientierten Körperbestattungen. Zahlreiche Gräber lagen auf- oder ineinander geschachtet. Aus mehreren konnten Sarghenkel, Leder- und Stoffreste geborgen werden. Nördlich des Bodens 076 fand sich eine Grabgrube (162), die durch die früheren Böden angelegt worden war; sie beinhaltete ein Skelett, dessen rechter Fuß fehlte. Im südlichen Kreuzschiff fand sich eine Gruppe von vier ineinandergesetzten Särgen; im stratigrafisch jüngsten Sarg lag ein Säugling (115). Für die vollständige Bearbeitung des anschließenden Bereichs vor dem Antoniusaltar fehlte die Zeit; hier erwartet man die Gräber der 1483 verstorbenen Eheleute Johann von Besell, genannt von Reyde, und Katharina von Bocholtz, die, wie mehrere Mitglieder der Familie von Bocholtz, ihre letzte Ruhestätte innerhalb der Kirche fanden

FINKEN a.a.0. (Anrn. 2) 186 f Herrn W. Weinert, der das Lobbericher Pfarrarchiv z. Z. bearbeitet, verdanke ich den Hinweis, dass in den Jahren 1641, 1644, 1658 und 1660 vier Kinder der Familie von Bocholtz in ihren ersten Lebenswochen starben. Die archäologische Stratigraphie des Säuglingsgrabes 115 würde mit einer solchen Datierung übereinstimmen

Periode 4

In der Südwestecke der Kirche fand sich eine mindestens 1,2 m tiefe Knochengrube, die zahlreiche gestörte Gebeine beinhaltete (4/14). Diese Knochen könnten hier deponiert gewesen sein, als im Jahre 1818 die beiden Seitenschiffe angebaut wurden. Dabei wären sicherlich viele, damals außenliegende Gräber gestört worden, deren Gebeine hier wiederbeigesetzt worden wären. Dagegen spräche allerdings die französische Verordnung von 1801, die die Bestattung innerhalb von Kirchen untersagte; auch scheint es nach dem Abzug der französischen Verwaltung nicht mehr zu Beisetzungen innerhalb der Kirche gekommen zu sein. Vielmehr dürfen wir mit einer früheren Deponierung der Knochen rechnen. Südlich des Chores befand sich an der heutigen Friedhofsummauerung ein im Jahre 1648 erbautes Leichenhäuschen

CLEMEN a.a.0. (Anm. 2) 109.

Dieses Ossarium diente der Aufbewahrung der Gebeine, die man bei neuen Grablegungep antraf. Wahrscheinlich ist das Leichenhäuschen ausgeräumt worden, die Knochen wurden in eine Grube eingekippt, die dann 1818 überbaut und mit dem heutigen Boden zugedeckt wurde.

Zusammenfassung

Die ersten archäologischen Untersuchungen in der alten Kirche zu Lobberich haben die 1970 gewonnenen Ergebnisse K. Dors erhärtet, im einzelnen ergänzt, die älteren Arbeiten von P. Clemen und A. Fahne aber in mehreren Punkten widerlegt. Die Untersuchungen haben eine romanische Saalkirche mit schmalerem Hochchor aufgedeckt, der die Glocke, der Taufstein, das Metallkreuz etc. zuzuordnen sind (Periode 2). Diese Kirche wies mindestens zwei Böden auf, ein früherer aus einfachen Tonplatten, ein späterer aus mehrfarbigen, glasierten Fliesen (Periode 2 a). Unterhalb dieses Baues stehen zahlreiche Bodenschichten an, die die Geschichte dieses Platzes weiter zurückschrauben, ohne dass wir z. Z. Näheres dazu sagen können (Periode 1). Die im 1450 errichtete gotische Kirche war ein Kreuzbau aus Ziegelbackstein mit einem niedrigen Kreuzschiff und einem vorspringenden Raum im Südwesten (Sakristei?) (Periode 3). In diesem Bau wurde Tuffstein lediglich als Verblendung verwendet, der Fußboden bestand aus kleinen Blaukalksteinplatten. Ob der Turm gleichzeitig erbaut wurde, konnte archäologisch nicht erwiesen werden. Zahlreiche Bestattungen wurden in dieser Kirche vorgenommen. Der heutige Heizraum (jüngere Sakristei) wurde später hinzugefügt. 1818 wurde das Kreuzschiff niedergelegt, als die Seitenschiffe bis zur Westfront erweitert wurden, was dem heutigen Zustand entspricht (Periode 4).

Die älteste schriftliche Nachricht zu Lobberich bezieht sich wohl auf den Zeitraum 986/988, als das Kirchspiel zu Lubbruch erstmals erwähnt wird, als es, nebst Venlo und Tegelen, von der Kölner Diözese an das Bistum Lüttich abgegeben wurde

Liber de fundatione et abbatibus monasterii s. Viti in Gladbach c. 21, nach FAHNE a.a.0. (Anm. 14) 281. Die Datierung ist bei den Historikern strittig; vgl. Diskussion bei DOHMS a.a.0. (Anm. 3) 36 f., der für eine spätere Datierung kurz vor 999, "um 995" plädiert. Th. OPTENDRENK (in a.a.0.[Anm. 4 - 1987]26) zieht das Jahr 988 vor.

Demnach war es ein glücklicher Zufall, dass das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege zum 1OOO jährigen Jubiläum dieser ersten Erwähnung die erste archäologische Untersuchung der Kirche vornehmen musste. Vielleicht deuten die tief liegenden, nicht untersuchten Bodenschichten unserer Periode 1 auf diese frühe Zeit der Lobbericher Ortsgeschichte.


Quelle: Heimatbuch 1989 des Kreises Kempen-Krefeld, Kempen 1988, S. 52-59. Die Veröffentlichung  an dieser Stelle geschieht mit freundlicher Genehmigung des Kreises Viersen vom 16. September 1999
(Aktenzeichen 41/E 1-47 12 43)

Auch der Autor des Artikels selber hat der Veröffentlichung  an dieser Stelle im Dezember 2005 zugestimmt.

Der Artikel wurde in alter Rechtschreibung belassen.
Cleve Bridger ist Preisträger des Link Albert-Steeger-Preises des Landschaftsverbandes Rheinland LVR


AK Alte Kirche

Link Heimatbuchartikel über Lobberich

Link weitere Literatur über Lobberich

Link Geschichte(n) - auch aus anderen Quellen.