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Donnerstag, 09. April 2009


Longlife vor der Schließung

(dv) Am Montagabend verkündete der Lobbericher Teppichbodenhersteller longlife das Aus der Firma. Damit verliert die Stadt nicht nur den letzten Textilbetrieb, sondern auch 75 Arbeitsplätze.

Die Firma erlebte nach Aussage von Geschäftsführer Harald Cleven in den vergangenen Jahren schon keine ertragreichen Jahre mehr. „Das letzte Jahr war schon schwierig, und in diesem Jahr muss-ten wir zweistellige Einbrüche verkraften“, erläutert der 58-Jährige. Im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise hält sich die Kundschaft aus dem Versicherungs- und Bankensektor derzeit mit Aufträgen zurück. „Wir haben einen riesigen Produktionsapparat mit erheblichen Fixkosten, diese können wir kurzfristig nicht runterschrauben“, erläutert Cleven.

Alle Versuche, mithilfe von externen Fördertöpfen den Betrieb zu retten, schlugen fehl. „Sie können mir glauben, dass wir alles versucht haben, um die Firma in die vierte Generation zu retten“, so Geschäftsführer Cleven. Bei den Rettungsversuchen hatte man auch die Option der Kurzarbeit im Blick, „jedoch konnten wir keine Arbeitsplatzgarantie bis zum Jahresende geben. Mein Bruder Hans-Jürgen und ich machen keine Zusagen, die wir später nicht halten können“, unterstreicht Harald Cleven. Umso erstaunter zeigte sich der 58-Jährige, als jetzt Vorwürfe des Betriebsrates bekannt wurden: „Der Betriebsrat wurde über alle Vorgänge voll informiert“.

Man habe das Thema jetzt angepackt, „weil wir versuchen wollen, uns geordnet vom Markt zurückzuziehen“. Die Firmenschließung hat indes keine Auswirkungen auf die Innenstadtentwicklung in Lobberich. Auf der Johannes-Cleven-Straße hat das Unternehmen noch einen Produktionsstandort, der im Zuge der Umgestaltung der südlichen Innenstadt mit dem Kaufland-Komplex an Projektentwickler TenBrinke verkauft wurde.

Lange Zeit hatte man den Eindruck der Firma gehe es gut. Indiz dafür: Die Firma verkündete im vergangenen Jahr seine beiden Produktionsstandorte an der Johannes-Cleven-Straße und der Niedieckstraße auf einem neuen, 120.000 Quadratmeter großen Grundstück neben dem „toom“-Baumarkt zusammenzulegen. Mit der Firmenschließung ist die Zusammenlegung der zwei Produktionsstandorte beziehungsweise die Verlagerung der Färberei aus der Innenstadt an den Ortsrand, nicht mehr umsetzbar.

„Durch die notwendige umfassende Rationalisierung und Standortverlegung mit einem Investitionsvolumen im Millionenbereich bliebe die Wirtschaftlichkeit der Produktion angesichts einer globalisierten und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter verschärfenden Wettbewerbssituation aussichtslos“, unterstrich Cleven im Gespräch mit den GN.

Für die 75 Mitarbeiter - nicht wenige über 50 Jahre - des inhabergeführten und mittelständischen Unternehmens ist angedacht, eine Transfergesellschaft zu gründen. Die Information des Betriebsrates und der Belegschaft erfolgte bereits Ende März. Kurz zuvor war die Belegschaft noch in den Warnstreik getreten, nachdem die dritte Verhandlungsrunde im Tarifbereich der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ergebnislos vertagt worden war. Die Verhandlungen sollen bis Ende April/Anfang Mai abgeschlossen sein. Bürgermeister Christian Wagner und Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel erfuhren in einem persönlichen Gespräch am vergangenen Donnerstag von den Plänen der beiden Geschäftsführer.

Weil sich für longlife nach Abwägung und Prüfung alternativer Wege keine realistische Chance im Markt bietet, hat sich die Geschäftsleitung zu dem sehr schmerzlichen Schritt entschieden, den Versuch zu unternehmen, eine sozialverträgliche Schließung des Betriebes unter Wahrung der Beteiligungsrechte des Betriebsrates auszuhandeln.

Den Grundstock für den über 50-jährigen Erfolg legte Firmengründer Berndt Cleven. Bereits im Jahre 1952 entwickelte longlife als erster Hersteller in Europa textile Bodenbeläge aus synthetischen Fasern. Als Hersteller textiler Bodenbelagsysteme hat Longlife mit anspruchsvollen Produkten und innovativen Lösungen im hochwertigen Objekt-, Einrichtungs- und Wohnbereich immer wieder Zeichen gesetzt und international eine große Wertschätzung erworben.

Bis zuletzt konnte sich das Unternehmen durch seine hohe Flexibilität und Individualität in einem immer schwieriger werdenden Markt behaupten. Während andere in Deutschland produzierende Unternehmen im Zuge der Globalisierung längst vom Markt verschwunden sind oder sich im Zuge der Übernahme durch internationale Konzerne aufgelöst haben, war es bei longlife immer das Ziel, die mittelständische Unternehmensstruktur mit Fertigung am Standort Nettetal zu erhalten. In Lobberich hatte man sich auf die Herstellung hochwertiger textiler Bodenbelagsysteme und Wandbeläge spezialisiert. Die Referenzliste des Unternehmens ist lang. Zu den Kunden gehörten Daimler Benz, Deutsche Postbank und die Messe Leipzig. „Die Nachfrage ist insbesondere durch die rückläufige und verhaltene Investitionsbereitschaft in der Baubranche und im Objektbereich drastisch zurückgegangen. Auftragsentscheidungen werden ohne greifbare Zeitangabe verschoben“, so Cleven abschließend.

Branchenkenner bedauern jetzt, dass wieder einmal hochwertiges Wissen aus der Seenstadt für immer verloren geht. „Die Firma hat wacker gekämpft“, so ein Insider.


Neuer Chef fürs Krankenhaus


Jörg Schneider tritt zum 1. Juli seine Stelle als Geschäftsführer an

(dv) Kaum war die Tinte unter dem Fünf-Jahres-Vertrag trocken, stellte sich der der neue Geschäftsführer für das städtische Krankenhaus Nettetat die GS-Cesundheits-Servicegesellschaft und die NetteVital GmbH, Jörg Schneider, am vergangenen Donnerstag den Fragen der versammelten Presse. Lange haben die Nettetaler nach dem 42-jährige Diplom-Wirtschaftsingenieur und Gesundheitsökonom gesucht. Jetzt müssen sie noch bis zum 1. Juli warten, dann bezieht der gebürtige Limburger (Hessen) sein Quartier am Sassenfelder Kirchweg. Hoffentlich für länger, mag der ein oder andere nach dem Lenzschen Zwischenspiel denken. Nachdem Herbert Wans nach 24 Jahren im Jahr 2007 in den Vorruhestand gegangen war, hielten es der Aufsichtsrat und Immo Lenz als neuer Geschäftsführer nur ein halbes Jahre miteinander aus.

Nunmehr seit eineinhalb Jahren lenkt Bürgermeister Christian Wagner als Geschäftsführer die Geschicke des Hauses. Unterstützt wird er dabei von Herbert Wans als Berater seit Februar vergangenen Jahres von dem Ersten Beigeordneten Armin Schönfelder. Mit Beginn 2010 scheidet Wagner aus der übergangsweisen Troika aus und nur Schneider als hauptamtlicher Geschäftsführer und Schönfelder als sein Stellvertreter und als Vertretung der Stadt lenken dann die Geschicke des Hauses. Dass man sich in Nettetal über ein Jahr und zwei Bewerbungsrunden Zeit ließ, um einen neuen Geschäftsführer zu finden, kommentiert die Vorsitzende des Aufsichtsrates, Beatrix Eikelberg so, „wir konnten es uns leisten zu warten". Nach dem Schnellschuss mit Immo Lenz wollte man sich jetzt ganz sicher sein.

Bürgermeister und Krankenhaus-Geschäftsführer Christian Wagner sowie Aufsichtsratsvorsitzende Beatrix Eikelberg stellten am vergangenen Donnerstag den neuen Geschäftsführer Jörg Schneider (Mitte) vor. Er tritt seine Stelle zum 1. Juli an. Foto: Daniela Veugelers

Und wie es sich anhört, ist man mit Jörg Schneider vollends zufrieden. „Unter den Bewerbern war niemand, der so breit ausgebildet ist, operative Erfahrung hat und auch noch so gut zum Haus passt", so Wagner. Genug Gründe, damit er sich gegen 30 Mitbewerber durchsetzten konnte.

Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurs (Dipl. Ing.) schloss der 42-Jährige ein Aufbaustudium als Gesundheitsökonom an. Danach arbeitete er im Vertrieb einer Firma für Medizintechnik, war Unternehmensberater für Krankenhäuser und Arztpraxen sowie in der Stabsstelle Unternehmensentwicklung eines privaten Krankenhaus-Trägers. Die letzten viereinhalb Jahre arbeitete er als Verwaltungsleiter des Brüderkrankenhauses St. Josef in Paderborn. Seit zwei Jahren ist er außerderm Verwaltungsdirektor in einem Krankenhaus in Marsberg.

Der Vater einer knapp zweijährigen Tochter hat sich bewusst für Nettetal entschieden, verriet er jetzt Gespräch mit den GN, „da das Nettetaler Krankenhaus mit seinen 181 Betten nicht zu klein ist, um nicht überleben zu können und nicht zu groß um sich zu verlieren". Nach Schneiders Urteil ist das Haus hervorragend aufgestellt. Im vergangenen Jahr schloss das Haus unter Geschäftsführer Wagner, im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern, mit einer schwarzen Null ab.

„Ich kann hier mit meiner Arbeit auf einem hohen Niveau aufsetzen" und meint damit das jetzt eröffnete Rehazentrum „NetteVital", das ambulante OP-Zentrum und die zentrale Patientenaufnahme. Sein Ziel ist es, das Haus noch besser am Markt zu positionieren. Dazu gehören die noch engere Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten sowie die Kooperation mit dem AKH Viersen sowie die bessere Auslastung des ambulanten OP-Zentrums. Im Juni will Jörg Schneider mit seiner Familie umziehen, in welchen Stadtteil weiß er noch nicht.

Er plant den Posten des Krankenhaus-Chefs langfristig zu besetzen. In seiner Freizeit spielt er Squash und Badminton und joggt. Ansonsten liest er und geht gerne ins Kino.


Schüler der „Dörper Scholl" trafen sich

Am vergangenen Mittwoch trafen sich die ehemaligen Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1938 der „Dörper Scholl" zum Klassentreffen in Lobberich. Das Treffen, 65 Jahre nach Einschulung, begann nachmittags bei Cafi• Seeger. Nach einem Gang durch den Ort ließen die 25 Teilnehmer mit einem Abendessen in der Burg Ingenhoven den Tag ausklingen. Die weiteste Anreise hatte ein Schüler aus Höxter. Die Ehemaligen treffen sich jedes Jahr, immer am ersten Mittwoch im April. Foto: Frank Hohnen


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