ihre aktuelle Wochenzeitung
nicht nur für Lobberich!

Donnerstag,  07. August 2008


Mit 100 km/h in die Kurve


Einsatz im Krankenwagen miterlebt / Fahrzeug wird nach jedem Einsatz gereinigt

Auszubildender Tim Stracke schaut detz beiden Rettungsassistenten Hans-Dieter (DJ) Jansen
und Peter Terporten über die Schulter. Foto: Inge von den Bruck

Lobberich (ih). Gerade einmal drei Minuten sind vergangen, seitdem ich die Rettungswache im Krankenhaus betreten habe, da werde ich auch schon mit zu einem Einsatz genommen. Im Laufschritt geht es zum Krankenwagen; schnell wird mir noch eine orange Warnjacke übergezogen und schon sitze ich im Rettungswagen. Viel Zeit zum Anschnallen bleibt mir nicht, da startet Rettungsassistent Carsten Kox auch schon den Motor. An seiner Seite Rettungsassistentin Kristina Oemmelen, übrigens die einzige weibliche hauptamtliche Rettungsassistentin am Nettetaler Krankenhaus.

Kreisverkehr am Krankenhaus, das Blaulicht wird eingeschaltet und mit lauten Tatü-Tata geht es in die Kurven.

Viel kann ich nicht sehen, an den Seitenwänden des Einsatzfahrzeuges sind medizinische Instrumente angebracht, nur ein rechteckiges Fenster erlaubt einen kleinen Blick in den Fahrerraum. Orientierung bei mir hinten im Wagen: Null. Noch weiß ich nicht, wo es hingeht, nur soviel, es geht schnell durch die Straßen. Ab und zu sehe ich eine rote Ampel, die überfahren wird, ich hoffe, dass auch alle anderen Autos uns sehen und anhalten.

Meinen Block und meine Kamera habe ich weg gelegt, die Fahrt ist zu rasant, als dass ich etwas notieren kann. Ich halte mich an den Armlehnen des Stuhls fest,. mit „100 Sachen" geht es in die nächste Kurve. Nach sechs Minuten wird das kleine rechteckige Fenster geöffnet und Kristina Oemmelen mahnt zur Ruhe, der Einsatz sei abgebrochen, „wir fahren zurück". Was war passiert? Wieder an der Rettungswache am Krankenhaus in Lobberich „gelandet", dann die Erklärung: Eine internistische Praxis in Kempen hatte einen Krankenwagen angefordert, da eine Patientin kollabiert war und in Kempen alle Einsatzwagen der Kempener Rettungswache im Einsatz waren. Kurz vor Kempen dann der Ruf der Viersener Leitstelle, ein Krankenwagen aus Kempen sei an der Praxis. Für die Lobbericher bedeutete dies: Rückfahrt, ohne Einsatz, ohne Blaulicht, in gemäßigtem Tempo.

„Das kommt schon mal vor, wenn die Kollegen aus Kempen mit allen Wagen im Einsatz sind. Dann wird Hilfe aus Nettetal angefordert. Das nennt man dann überörtliche Erste Hilfe Leistung", erklärt mir Kristina Oernmelen. Ich bin froh, dass ich endlich in der Rettungswache bei einer Erfrischung Sitze. Zum einen, weil mir die schnelle Fahrt doch etwas zugesetzt hat, zum anderen, dass ich nicht wirklich einen Unfall oder sonstiges erlebt habe.

Für die beiden Rettungssanitäter beginnt nun der schriftliche Teil ihres Einsatzes. Sie müssen genauestens protokollieren, wohin und aus welchem Grund sie den Einsatz gefahren haben und füllen den Einsatzbericht aus.

Der Monteur einer Firma, der ein neues Relais in ein Rettungsfahrzeug eingebaut hatte, ist zwischenzeitlich fertig und lässt sich den Einbau bestätigen. Hans-Dieter (DJ) Jansen und sein Kollege Peter Terporten berichten vom gestrigen Tag. „Da hatten wir in unserer Schicht alleine sieben Einsätze", so Rettungsassistent DJ Jansen, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feierte. „Bei uns kommt nie Langeweile auf, wenn wir keinen Einsatz haben, kontrollieren wir die Bestände, das machen wir nach jedem Einsatz, oder haben Krankentransporte zum Arzt oder vom Krankenhaus nach Hause oder in die Reha-Klinik", so DJ Jansen.

Manchmal jedoch, so erzählen mir die beiden Rettungsassistenten, „haben wir den Kopf noch nicht frei und müssen schon zum nächsten Einsatz. Es gibt Tage, da ist der da oben einfach schneller als wir. Da fühlen wir uns dann als ganz kleine Lichter", sagen sie nachdenklich. Tim Stracke ist in der Ausbildung und absolviert in der Nettetaler Rettungswache zurzeit sein Jahrespraktikum. Der junge Mann kommt aus dem Kreis Recklinghausen und fand nur in Nettetal einen Jahrespraktikumsplatz. Manchmal führen die Einsätze an die körperliche Leistungsgrenze.) „Viele Einsätze laufen einem schon noch Tage und Wochen danach hinterher", so der angehende Rettungsassistent.

„Man gewöhnt sich an einige Bilder", so Peter Terporten, doch viele Unfälle, zum Beispiel mit kleinen Kindern, gingen einem schon unter die Haut. Nach jedem Einsatz muss der Einsatzwagen komplett gereinigt und desinfiziert werden. Seit einigen Jahren ist die Nettetaler Rettungswache mit einem gesonderten Notdiensteinsatzfahrzeug ausgestattet: „So kann der Notarzt bei Bedarf, wenn der erste Verletzte notärztlich versorgt ist, gegebenenfalls zu einem zweiten Verletzten; fahren, ohne auf den Abtransport des Erstverletzten zu warten", wissen die Rettungsassistenten, „so spart man wertvolle Zeit".

Sie arbeiten gerne in ihrem Beruf, „wir sind alle Menschen, Menschen machen Fehler, aber wir dürfen uns keine Fehler leisten", wissen sie um die Wichtigkeit ihres Berufes. An diesem Vormittag blieb es noch ruhig in der Rettungswache. Doch die Rettungsassistenten sind immer in Bereitschaft, Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr.


Hoffen auf Erhalt von Hertie


(dv) Seit vergangenen Donnerstag herrscht bei den Hertie-Mitarbeitern in Nettetal Klarheit. Obwohl das Unternehmen Insolvenz angemeldet hat, ist die Stimmung in der Belegschaft und bei Geschäftsführer Stefan Blum positiv.

Durch den Insolvenzantrag könne es für das Haus nur besser werden, vermutet der Geschäftsführer. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, lächelt eine Hertie-Mitarbeiterin am Montag. Sie will nicht genannt werden. Die gesamte Belegschaft erhielt am Wochenende Post vom Bonner Insolvenzverwalter Dr. Biner Bähr. „Er macht uns Hoffnung. Er glaubt an eine zukunftsfähige Lösung für unser Haus“, freut sich die Mitarbeiterin. Bähr hofft, mindestens die Hälfte der 73 Hertie Häuser, mittels frischem Kapital, retten zu können, wie er am Montag verkündete. Mit dem Team aus der Kanzlei White & Case und Investmentbankern wolle er jetzt die Kette durchleuchten und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. „Das wird bei einem Unternehmen dieser Größe mindestens drei Monate dauern”, so der Sanierungsexperte.

Die Ausgangslage für das Nettetaler Warenhaus scheint indes nicht die Schlechteste. Norbert Backes, Vorsitzender des Werbering Lobberich, will am Montag bei seinem Besuch mit Nettetals Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel erfahren haben, „dass das Haus schwarze Zahlen schreibt.“

Nicht zuletzt aus diesem Grund steht auch die NetteCard weiterhin zu Hertie. Vorstandsmitglied Norbert Backes beschloss am Wochen-ende mit seinen Vorstandskollegen, „dass wir weiter zu Hertie stehen. Wir gehen bewusst das Risiko ein, dass die bei Hertie erwirtschafteten Rabattpunkt auf die NetteCard auflaufen.“ Hertie sei ein wichtiger Partner des Nettetaler Einzelhandels, für die Stadtentwicklung, die Arbeitsplätze und die Versorgung der Bevölkerung.

Für Bürgermeister Christian Wagner ist klar, dass es für das Warenhaus, „eine gute Perspektive in Nettetal gibt“. Die Stadt werde in Kürze Kontakt mit dem Insolvenzverwalter aufnehmen. Nicht zuletzt durch die Ansiedlung von Kaufland würde der Einzelhandelsstandort im Lobbericher Süden noch einmal deutlich gestärkt. Angesichts ausgezahlter Gehälter und beglichener Rechnungen der Lieferanten, gäbe es derzeit keine Diskussionsgrundlage, die Planungen auf dem jetzigen Hölter-Gelände, in Bezug auf die Anfahrtsrampe, noch einmal umzuschmeißen. „Vermutlich würde uns dann eh Kaufland noch abspringen“, vermutet Wagner.

Die Kunden aus der nahen und weiteren Umgebung sind auf jeden Fall erleichtert, dass die Regale zum Sommerschlussverkauf wieder gut gefüllt sind. „Wenn das Kaufhaus geschlossen würde, das wäre schlecht“, bringt es der zwölfjährige Joshua Schirer auf den Punkt. Zusammen mit seinem Freund Wilhelm Kilders kauft er Hefte und Stifte für das neue Schuljahr. „Das ist die einzige Stelle in Nettetal wo man alles in einem Haus, alles unter einem Dach kaufen kann. Man braucht nicht in verschiedene Geschäfte. So etwas muss in Nettetal erhalten bleiben.“

Ein niederländisches Rentnerpaar aus Tegelen hört zu und nickt: „Wir kaufen meist in Kaldenkirchen ein, aber mindestens einmal im Monat fahren wir nach Hertie“. Ihr Mann ergänzt, „ohne Hertie würden wir nicht nach Lobberich fahren“.


weitere Themen in den GN diese Woche:


Weitere Zeitungsartikel: Archiv


Bestellen Sie jetzt Ihre online!

Die Grenzland-Nachrichten legen ganz besonderen Wert auf die lokale Berichterstattung.
Viele Sportinteressierte schätzen die ausführliche Berichterstattung aus den unteren Ligen und dem Jugendbereich.


Links innerhalb Lobberich.de:

Gästebuch

home

Kontakt

virtuelle Postkarten


Impressum - Datenschutzerklärung