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Donnerstag, 26. April 2007


Lobberich: Spritzen vom falschen Facharzt


(ib) Der Prozess gegen den falschen Arzt aus Nettetal begann mit einer Farce: Über 30 Minuten benötigte der Richter am Krefeler Landgericht, um die Personalien des Angeklagten Hans-Peter B. festzustellen.

Auch die drei Anwälte des Angeklagten konnten oder wollten nicht zur Aufklärung beitragen, „uns gegenüber hat er sich als Hans-Peter B. vorgestellt“, so Rechtsanwalt Dietmar Welt aus Ennepetal.

Doch mehr sagte er auch nicht. Und der angeklagte Nettetaler verweigerte die Aussage. „Ich mache keine Angaben“, machte er deutlich. Auch über seinen Geburtsort nicht, einmal taucht das im Breisgau liegende Freisgau auf, ein anderes Mal steht Essen als Geburtsort auf einem Papierstück. So wurde in dem Wust von Akten eine beglaubigte Ablichtung eines aus dem Jahre 1995 ausgestellten Personalausweises gesucht, der sich schließlich auffand. Hans-Peter B. wollte sich nicht äußern, er sei müde und habe kein Interesse. Zuvor hatte Hans-Peter B. schon beim Eintreten in den Schwurgerichtssaal für Aufregung und großes Medieninteresse gesorgt: Auf zwei Gehstützen humpelte er auf die Anklagebank und legte demonstrativ seinen bandagierten Fuß auf den Tisch.

Den Nettetalern ist der Angeklagte keinesfalls unbekannt, zuletzt wohnte der angebliche Dr. Hans-Peter B., als Sozialhilfeempfänger in Nettetal gemeldet, auf der Hochstraße in Lobberich. In den Jahren 1990 und 1991 betrieb er am Wasserturm ein kleines Geschäft mit Tiernahrung. Jetzt wird dem Angeklagten vorgeworfen, als vermeintlicher Arzt in der Zeit von September 2000 bis September 2001 in Nettetal und Viersen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit unter anderem gegenüber Geschädigten als Arzt aufgetreten zu sein und ihnen die Behandlung ihrer Krankheiten vorgeschlagen zu haben. Im Vertrauen darauf, dass der Angeklagte ein Arzt sei, hätten sich die Geschädigten in insgesamt 38 Fällen mit Medikamenten und Spritzen behandeln lassen.

Immer wieder musste der Vorsitzende Richter den Angeklagten ansprechen, damit dieser nicht einschlief, sein neben ihm sitzender Anwalt musste in immer wieder wachrütteln. Hans-Peter B., der sich als Facharzt für klinische Pharmakologie und Toxikologie ausgab, überwies sogar Patienten an einen „Kollegen“ zur Computertomographie und stand im regen Austausch mit verschiedenen Ärzten. Zahlreiche „Arztbriefe“, von Dr. Hans-Peter B. unterschrieben, dokumentieren dies.

Von seinen Patienten ließ sich Hans-Peter B., der sich vor 20 Jahren schon einmal als Rechtsanwalt ausgab, eine Erklärung unterschreiben, die ihn von der Schweigepflicht entbanden. Auch bei einer Krankenkasse war der Angeklagte als Dr. Hans-Peter B. versichert, doch auch dazu wollte der Angeklagte keine Angaben machen. „Ich sage grundsätzlich nichts“, sagte er und legte wieder seinen Kopf auf die Anklagebank.

In 34 Fällen soll Hans-Peter B. seine Patienten körperlich misshandelt und gesundheitlich gefährdet haben. Eine Patientin verstarb sogar in seiner Wohnung. Ihr soll sich der Angeklagte als Arzt vorgestellt und sie wegen ihres Diabetes behandelt haben. Er verabreichte der Patientin nicht näher bekannte Medikamente und bekam dafür einige hundert Mark. Eine weitere Patientin habe Hans-Peter B. mit Spitzen gegen ihr Rheuma behandelt, sie vertraute sich dem Nettetaler an, weil er angeblich einen Nachbarn von Blutkrebs geheilt hätte. Die Patientin wurde von den Spritzen sehr müde und bekam weiterhin noch zwei, sowohl eine 18-stündige sowie 13-stündige, Infusionstherapien unter gleichzeitigem Aderlaß, von Hans-Peter B. verabreicht.

Während der Behandlung nahm die Geschädigte sechs Kilo ab, litt unter Blutarmut und Übelkeit. Auch sollte die Geschädigte während der Infusionstherapie keinerlei Essen zu sich nehmen. Erst als sich Hans-Peter B. als „mehrfach wiedergeborener 400 Jahre alter Engel ausgab“, brach die Geschädigte die Behandlung ab. Einem weiteren „Patienten“ aus Nettetal soll Hans-Peter B. ebenfalls Tabletten verabreicht sowie Blut abgenommen haben.

Als dieser sich immer schlechter fühlte und seinen Arm nicht mehr bewegen konnte, fuhr er in das Kempener Krankenhaus. Doch selbst da tauchte der Angeklagte auf und verabreichte ihm ebenfalls Spritzen und Tabletten. Bei einer Wohnungsdurchsuchung im März 2002 stellten die Beamten in der „spartanisch, aber sauber“ eingerichteten Wohnung des Angeklagten medizinische sowie pharmakologische Fachliteratur sowie Pulver, Granulate und Medikamente auf pflanzlicher Basis sicher. Weiterhin noch Spritzen, Kanülen, Infusionsbesteck, Blutdruckmessgeräte, Geräte zur Zuckerbestimmung und neu verpackte Sauerstoffbrillen. In einem Schreiben an die Oberstaatsanwaltschaft in Düsseldorf beschwerte sich Hans-Peter B. über die Anklage, die gegen ihn erhoben wird und stellte Anzeige gegen einen Viersener Polizeibeamten wegen Verleumdung.

Hans-Peter B. sieht die Anschuldigungen gegen sich als „wild und haarsträubend” an. Der Angeklagte befindet sich seit März dieses Jahres in Untersuchungshaft. Rechtsanwalt Dietmar Welt sieht möglicherweise die Unterbringung in eine psychiatrische Klinik gegeben. Dazu wird am kommenden Montag ein Gutachter gehört.


Rockliga“ startet mit sechs Bands


Die Nettetaler Rock-initiative (Nero) und das Lobbericher Jugendfreizeitheim Arche veranstalten am Samstag, 28. April, einen Nachwuchswettbewerb für Rockbands aus dem Stadtgebiet. Sechs Bands kämpfen um den Sieg - ein Wochenende in einem Aufnahmestudio.

„Wir wollten ohnehin im kulturpädagogischen Bereich unser Angebot erweitern“, erklärt Stephan Pläp, „das Angebot der Nero, mit uns ein Bandnachwuchsfestival zu organisieren, passte daher sehr gut.“ Die Kooperation von Nero und Arche ist neu, liegt aber nahe. Beide haben sich die Jugendkulturarbeit auf ihre Fahnen geschrieben und so liegt es nahe, dass der Nachwuchswettbewerb nur für Bands zugelassen ist, deren Durchschnittsalter unter 21 Jahren liegt. Dass sich trotzdem sechs Bands aus dem Stadtgebiet gemeldet haben, hat die Veranstalter überrascht. Es zeigt aber deutlich, wie stark das Interesse an handgemachter Rockmusik immer noch ist.

Nero-Vorsitzender André Dückers zeigt sich zufrieden: „Wir sind froh, neben unseren etablierten Kneipenfestivals jetzt auch ganz gezielt was für den Nachwuchs tun zu können. Sechs teilnehmende Bands und bereits 200 verkaufte Karten sprechen wohl für sich.“ Die Veranstaltung trägt den Namen „Rockliga“, um den Wettbewerbscharakter zu unterstreichen. Immerhin geht es neben einem Auftritt vor vollem Haus auch um Gutscheine für Musikerbedarf und um ein Studiowochenende. „Der Hauptpreis war uns wichtig. Denn jungen Bands fehlt oft die Möglichkeit und das Geld um eine vernünftige Aufnahme zu machen. Diese brauchen sie aber, um sich weiter für Auftritte empfehlen zu können“, so Dückers.

Am Samstag, 28. April, stellen sich die Bands Stain, NoComment, Wasted, Opinion, No Disc und Toastbrot dem Publikum und streiten um den ersten Platz der Rockliga. Der Sieger wird zur Hälfte vom Publikum und zur anderen Hälfte von einer Jury ermittelt. Einlass in der Arche ist um 19.30 Uhr, los geht’s pünktlich um 20 Uhr. Um 23.30 Uhr soll der Sieger feststehen. Der Eintritt liegt bei drei Euro. Weitere Informationen können im Internet unter www.nero-web.de abgerufen werden.


Das Leben ist eben doch schön


(ib) Es war zum Schreien komisch. Mit „Der Letzte der feurigen Liebhaber“ präsentierte das Theater unterm Dach eine Komödie voller tiefer Einblicke in verfahrene Lebenssituationen. Barney Silberman (Axel Dammer) will einen Seitensprung wagen. Nach langjähriger Ehe mit Helma kommt ihm irgendwann der Gedanke, etwas verpasst zu haben. Obwohl er ein gut gehendes Fischrestaurant in New York bereits in dritter Generation führt, will der „Möchtegernlebemann“ aus seiner heilen Beziehung ausbrechen und etwas erleben. „Das Leben ist an mir vorbeigegangen, es hat mich einfach ignoriert“, sagt sich Barney und hat als „Liebesnest“ die Wohnung seiner Mutter auserkoren.

Foto: Inge von den Bruck

Und wenn „Mami“ einmal nicht zuhause ist, will Barney sich dort mit anderen Frauen treffen. So empfängt Barney also einen Seitensprung nach dem anderen und mausert sich dabei vom biederen Stelldichein zum kühl berechneten Date. Doch „Passieren“ tut nichts. Barney will die Frauen wie die Austern in seinem Fischrestaurant knacken und kommt doch nie zum Erfolg.

Schüchtern und unbeholfen versucht er mit Elaine - großartig Katrin Nothen - „zur Sache“ zu kommen. Aber wer macht den Anfang? Stattdessen hält Barney Elaine einen Vortrag über die Fischpoesie und verquatscht so die Hälfte der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit, denn „Mami“ ist in zwei Stunden wieder da. Der erste Versuch einer außerehelichen Erfahrung ist also dahin. Das zweite Date wird da schon anders, doch auch die arbeitslose Nachtclub-Sängerin Bobbi (Hilke Dusen), die auf ihren großen Durchbruch beim Fernsehen wartet, kann Barney nicht aus seiner Reserve locken.

Das Tete-a-tete endet zwar auf dem Sofa, aber beide befinden sich - dank einem Zug aus der Marihuana-Zigarette - im Vollrausch. Barney ist weiterhin beseelt von dem Gedanken, durch einen „wohlorganisierten“ Seitensprung seinem Leben einen Sinn zu verschaffen. Doch Barney kann nicht aus seiner Haut, er behält seinen treuherzigen und drolligen Cha-rakter und Axel Dammer macht dies durch seinen persönlichen Einsatz greifbar und hat die Lacher im ausverkauften Werner-Jaeger Pavillon rasch auf seiner Seite.

Schließlich versucht es Barney mit Jeanette, der Freundin seiner Frau. Mit leerem Blick plaudert sie - grandios Nina Deckers - von ihren eigenen abgrundtiefen Problemen. Barney aber interessieren Jeanettes Probleme nicht. „Ich bin nur scharf auf das Fleisch“. Jeanette hingegen fühlt sich mehr gefühlsmäßig und nicht körperlich zu Barney hingezogen. Mehr und mehr kommt Barney zur großen Einsicht und den Abenteurer in spe zieht es nur noch zurück in die Arme von Helma, seiner Ehefrau. Die verzweifelte Suche nach dem Lebensglück findet so einen guten Abschluss.

Seelische Abgründe und menschliche Dramen geben die Akteure auf der Bühne humorvoll zum Besten Die Versuche, dem eigenen traurigen Dasein durch ungewöhnliche Mittel zu entfliehen, führen zu der Erkenntnis, dass das Leben doch nett ist. Sehr nett sogar. Und die Zuschauer dankten den Akteuren mit lang anhaltendem Applaus für viel Wortwitz und eine fesselnde Charakterstudie.


Maikundgebung in Lobberich

(dv) Seit mehr als 100 Jahren feiern die deutsche und internationale Arbeiterbewegung den 1. Mai als „Tag der Arbeit”. Unter dem Motto „Du hast mehr verdient!“ lädt der DGB-Kreisverband Viersen am Dienstag erstmals in Nettetal zu einer Kundgebung am Brockerhof in Lobberich vor dem ehemaligen Kino ein.

In der Zeit von 11 bis 13 Uhr wird Hauptredner Detlev Pockrandt, Rokal Betriebsratsvorsitzender, die Arbeits- und Sozialbedingungen der Beschäftigten und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seiner Rede rücken. „Immer noch herrscht Massenarbeitslosigkeit, während die Unternehmen immer neue Rekordgewinne einstreichen“, so Pockrandt. „Wir verlangen mehr Respekt. Lohndumping, Billiglöhne, Schutzlosigkeit und unerträgliche Arbeitsbedingungen müssen politisch verhindert werden“.

Als weitere Gastredner kann er an diesem Tag die SPD-Landtagsabgeordnete Monika Ruff-Händelkes sowie das CDU-Bundestagsmitglied Uwe Schummer begrüßen. Für die Stadt Nettetal nimmt die stellvertretende Bürgermeisterin Beatrix Müllers-Kostas teil. Im Anschluss an die Reden hofft man, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Für das leibliche Wohl sorgen die Falken (Bezirk Waldniel) mit Getränken, Grillgut und Stockbrotbacken für die Kinder. Bisher haben weitere Gewerkschaften wie ver.di, GEW, BCE und die GdP sowie politische Parteien und Verbände ihr Kommen zugesagt.

Der Vorsitzende des DGB-Kreisverband Viersen, Ingo Wochnik, appelliert an alle Beschäftigten, am 1. Mai für gerechte Löhne auf die Straße zu gehen und Flagge zu zeigen.


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