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Donnerstag, 8. März 2007


Originale aus dem Pott palaverten


Herbert Knebels Affentheater wollte "Nix wie weg" / Puhrpott-Komiker blödelten bis zur Extase

Von Daniela Veugelers Nettetal. Herbert Knebel und seine Kumpanen stecken mitten drin in der Sinnkrise. Unter dem Motto „Nix wie weg!" bewältigten die vier Ruhrpott-Komiker in ihrer unnachahmlichen Art beim ihrem Auftritt am Dienstag in der Werner-Jaeger-Halle soziale Ungerechtigkeiten und wagten die Flucht vom Alltag. Aktuelle Gegenwartsproblematiken wurde nicht länger bloß diskutiert, sondern auch musikalisch thematisiert. Rocken Roll wird zum Ventil und der legendäre JJ CalesSong „Cocaine" kurzerhand in „Cholesterin" umgewandelt.


Obwohl Herbert Knebels Affentheater bei seinem zehnten Soloprogramm „Nix wie weg wollte", hatten die Besucher der Werner-Jaeger-Halle viel zu lachen. Foto: Frank Hohnen

Die Welt rennt am Stock - Aber auf dem Mond ist auch nix los: Herbert Knebels Affentheater will „Nix wie weg" und ist doch ganz bei uns. Früher war alles besser. Weiß man ja. Ordnung, nicht nur morgens um sieben, sondern 24 Stunden am Tach. „Früher hat die Leckmuschel anne Bude fünf Pfennig gekostet, heute zwei Euro - das sind vier Mark." Heute verursacht Rauchen Krebs, früher waren Zigaretten „leicht und bekömmlich. Rauchen war damals noch richtig gesund".

Irgendwas ist schiefgegangen. Endzeitstimmung. „Die Polen schmelzen." Damits nicht zu Missverständnissen kommt: Das ist nicht die Zustandsbeschreibung eines kollektiven Siechtums der Bevölkerung im östlichen Nachbarland, sondern eine echt Knebelsche Lautverschiebung.

Während sich Herbert Knebel, Ozzy Ostermann und der Trainer Themen wie Nordic Walking, die Menopause ihrer Ehefrauen und die Endzeitstimmung vor die Brust nahmen, ist der sonst so zurückhaltende Ernst Pichel schier außer sich vor Negativismus. Er ist fest dazu entschlossen auszusteigen, will mal „ganz wat anderes machen. So zum Beispiel Alaska, Sibirien oder doch ins Erzgebirge". Die Welt mit ihren Katastrophen und Schikanen wächst ihm über den Kopf.

Wer stellt sich da nicht die Frage: „Wo is dat Plätzken auf Erden, wo man selbigen noch unbeschadet hinhalten kann?" Ernst findet es in Brasilien, bei den kaffeebraunen Schönheiten. Da sind sie wieder, Knebel und seine fidele Rentnerband.

Und die sind zum Glück gleich geblieben, seit hundert Jahren 60, immer schlecht gelaunt und immer - siehe obige messerscharfe „flachschlürfende Annalüse" dicht am Puls der Zeit. Wie sie wieder so nörgeln und moppern, sich lustig machen über Obenrum und Untenrum, der Herr Knebel, der Trainer, Ozzy und Ernst Pichel, da fühlt man sich gleich wie zu Hause.

Das sentimentale Glück von Ruhrpott-Nostalgie schmiegt sich wie eine wärmende Decke um Herz und Hirn. Da störfes auch nicht, wenn Knebel und Co. diesmal nur eines wollen „Nix wie weg!".

Die Ruhris reden sich frei von der Leber weg die Probleme des Alltags von der Seele. Bei „Nix wie weg!" ist der Titel Programm und findet sich in jedem Stück wieder. Sozialkritik, gewürzt mit - einem guten Schuss alltäglicher Probleme, grenzt dabei fast schon an politisches Kabarett.

„Die Prärie der USA ist das Tal der Ahnungslosen, ähnlich wie damals die Gegend rund um Dresden." Der Affentheater-Aktivismus traf wieder einmäl voll ins Schwarze und die Stimmung unserer Zeit. Bei Hits wie „Cholesterin", „Kurz vor der Endzeit" und „Aussteiger" oder „Tür an Tür mit Eile" steigert sich die Stimmung bis zum Höhepunkt.

Herbert Knebel und seine Kumpels spielten sich in die Herzen der Zuschauer. Dabei weiß kaum noch einer, wer in echt hinter den schrulligen Frührentnern steckt. Seit 1988 meckern und palavern die Originale ausim Pott weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus. Auch von der Mattscheibe (WDR Mitternachtsspitzen) und über den Äther (WDR 2) treibt Frontmann Knebel die Lachtränen aus den Bälgern der ihm gnadenlos Ausgelieferten.

Am Ende dieses grandiosen Abends gab es donnernden Applaus und stehende Ovationen. Das Publikum liebt diese Rentner.


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