Donnerstag, 08. August 2002

100 Jahre Einigkeit Sassenfeld


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Ein kleiner Verein feiert sein hohes Jubiläum / Aus dem einfach "Geloag" enstand ein Verein mit Theatererfahrung

Der 1902 gegründete Geselligkeits-Verein- "Einigkeit Sassenfeld" feierte am Samstag sein 100-jähriges Bestehen. Damals gründeten Sassenfelder Junggesellen diese Vereinigung in der Hauptsache um offiziell Fastnachten - das "Geloag" - feiern zu können mit Umzügen, Vu jagen (Wurstsammeln) und Maskenball, in den Räumen des "Jägerhofs" im Sassenfeld. Viele, viele Jahre, wurde dieses Treiben durchgeführt.

Da aber im deutschen Kaiserreich um die Jahrhundertwende alles seine Ordnung hatte, musste ein Verein gegründet werden. Die pfiffigen Sassenfelder gründeten deshalb den Geselligkeitsverein "Einigkeit'. Wie damals üblich, verpflichteten sich die Gründungsmitglieder in den Statuten, "keinen politischen Tendenzen und Anschauungen zu huldigen". Das wollten die Sassenfelder auch gar nicht, nur feiern wollten sie damals so kräftig wie vergangene Woche, als der Verein sein 100-jähriges Bestehen feierte.

Schriftliche Zeugnisse aus den Anfängen sind selten. Es gibt noch eine Satzung aus dem Jahre 1906 und eine "Geloag"-Aufstellung aus dem Jahre 1914 mit immerhin 24 Namen. Aus jenen Jahren stammt auch ein Feldpostbrief an die "Einigkeit Sassenfeld" - der erste Weltkrieg hatte gerade begonnen. Erst ab 1919 gibt es wieder Niederschriften von Versammlungen, über Ausflüge, Geloagaufzüge, Kirmesbälle und vieles mehr.

Aber nicht nur das jährliche "Geloag" führte der Verein durch, man spielte in den 20er, wie auch in den 50er Jahren auch Theater. Da durften dann auch Frauen mitspielen, denn die gestandenen Sassenfelder Junggesellen mochten damals nicht in Frauenkleider schlüpfen. Der Verein gründete vor dem Ersten Weltkrieg, einen Fußballverein-Einigkeit, einen Trommler-Chor sowie einen Musikverein, die es alle heute nicht mehr gibt.

Der Überlieferung nach rodete man als Fußballplatz das Gelände des späteren Link Gaswerks, den heutigen (*) TV-Platz.

Sieben Mitglieder unterstützt von zwölf Frauen feierten am vergangenen Samstag das 100-jährige im Vereinshaus -jetziger Festsaal "Jägerhof" - mit einem Festtag- Auch das älteste Mitglied, Leo Scheuten, war mit dabei. Foto: Gabriele Aust

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte das Vereinsleben wieder auf. 1949, 1950 und 1951 zog zu Fastnachten das "Geloag" durch die Sektion. Das "Vuhjagen" (Wurstsammeln) hielt man noch bis in die 70er Jahre aufrecht. Die Tradition des Wurstessens wird aber auch heute noch nach den Fastentagen gepflegt. Zudem wurde wieder Theater gespielt Stücke wie "Charlies Tante", Jante Jutta aus Kalkutta", "Johnny zahlt alles", "Wenn der Hahn kräht" und "Um Judas' Lohn". Heute ist der Verein ein Geselligkeitsverein, der, wie das Wort schon sagt, Geselligkeit pflegt und internationalen Schießsport und Kegeln betreibt.

Sieben Mitglieder unterstützt von zwölf Frauen feiern das 100-Jährige im Vereinshaus - jetztiger Festsaal "Jägerhof' - mit einem Festtag. Der Verein wird seit nunmehr 35 Jahren von Johannes Schmitz geführt. Ältestes Mitglied ist Leo Scheuten. Er ist seit 53 Jahren dabei und 76 Jahre alt


(*) 2023: Link Rektor-Budde-Straße - Link TV - Platz.

Link Max Zanders hat in seinem Buch "1000 Jahre Lobberich" das "Jeloach" ausführlich beschrieben


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