Geschichte des Kirchenchores St. Sebastian Lobberich 1841-1941

mit einer kurzgefaßten Geschichte
des Männer-Gesang-Vereins zu Lobberich

- Vorwort -

Buch S. 7

In der Geschichte eines Kirchenchores dürfte der Leser vor allem herausfinden wollen, in welcher Weise dieser seinen liturgischen Dienst verstanden und ausgeführt hat. Dieser Dienst ist nämlich sein eigentlicher Auftrag. Hierin unterscheidet er sich wesentlich von Chören, die, obgleich ähnlich zusammengesetzt, ihre Arbeit ausschließlich auf menschliche Erbauung ausrichten und im allgemeinen regelmäßige konzertante Aufführungen als Festpunkte anstreben. Der „Männer-Gesang-Verein zu Lobberich" hat in der Zeit von 1841 bis 1875 versucht, beide Bereiche des Chorgesanges, den geistlich-kirchlichen und den weltlichen, zu pflegen. Am Ende dieser Phase, als bewegende politische Vorgänge (Kulturkampf) und eine innerkirchliche Erneuerung des Chorgesanges (Cäcilianismus) auch Lobberich erfaßten, stellten die Sänger fest, daß es besser sei, die beiden Bereiche zu trennen, zumal man ehrgeizig genug war, gute Arbeit zu leisten.
In dieser Arbeit wird der bescheidene Versuch unternommen, das bisher bekannt gewordene spärliche Material aus der Zeit vor 1875 so zu ordnen, daß etwas mehr als ein flüchtiger Überblick der Bemühungen um den liturgischen und außerkirchlichen Gesang hervortritt. Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, wenn ich die Geschichte des „Männer-Gesang-Vereins", dem sich 1897 ein Gemischter Chor angliederte, genauso eingehend darstellen wollte, wie das beim „Kirchengesangverein” geschehen soll. Trotzdem soll der Wissenshunger hier und da gestillt werden.
Leider können auch über die Vergangenheit der Männergesangvereine , Hoffnung 1863'' und „Frohsinn 1885" nur kurze Bemerkungen gemacht werden, wenn es Bezugspunkte zum Kirchenchor gibt
Es ist allgemein bekannt, daß die feierliche Liturgie eines Kirchenjahres - sie interessiert in unserem Zusammenhang, da Kirchenchöre nur hierbei eingesetzt werden - aus festen gottesdienstlichen Formen mit überwiegend festgelegten Texten besteht, die der Chor in mehrstimmiger Komposition oder in einstimmigem Gregorianischen Choral vortragen kann. Diese beiden Wege finden sich als Gliederungsgesichtspunkte dieser Arbeit wieder. Damit die Gemeinschaft der Sängerinnen und Sänger nicht im Dunkeln bleibt, behandelt ein dritter Abschnitt jeweils das Vereinsleben, außerdem werden auch für jeden Zeitabschnitt die bei den Bezirkstreffen hervortretenden Tendenzen ausgewiesen.
Der ganze Zeitraum ist in 5 Abschnitte unterteilt. Diese Gliederung ergibt sich aus den Veränderungen inner- und außerhalb des Chores. Es wäre ein Gewinn, wenn die Arbeit aufweisen könnte, daß sich am sehr begrenzten Beispiel des Kirchenchores Lobberich auch größere, allgemeine Vorgänge und Tendenzen zeigen lassen. Das ganze Bemühen, die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen, zielt nicht darauf ab, eine Lobeshymne auf die „gute, alte Zeit" und ihre Schlüsselfiguren zu singen e soll die Wahrheit gesucht werden. Nur so kann der Chor sich selber verstehen und für die Zukunft Gewinn aus dieser Arbeit ziehen.
Die gute Absicht wird freilich durch die schlechte Quellenlage sehr beeinträchtigt.
Zusammenhängende Aufzeichnungen bestehen erst für die Zeit nach 1940. Für die 100 Jahre davor lieferten die Haushaltspläne der Pfarre St. Sebastian mit ihren sorgfältig beigehefteten Belegen nützliche Hilfe (bis 1899)· dazu kamen verstreute Notizen und umfangreichere Beiträge von Tageszeitungen vor allem de Lokalblattes „Rhein und Maas". Wichtige Informationen fand ich in Arbeiten des verstorbenen früheren Vorsitzenden Johannes Fritz der vor allem Wissenswerte über den Vereinsgründer Eduard Istas zusammentrug außerdem in einer kurzen Vereinsgeschichte von Gerd van Sandten. Michael Wilden, langjähriger Organist und Chorleiter an St. Laurentius in Grefrath stellte das Ergebnis seines Sammelfleißes, der sich auf die Bezirkstreffen der Chöre konzentrierte, zur Verfügung. Wichtigster Zeuge für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war Willi Frohn ehemaliger Küster, Organist und Chorleiter von St. Sebastian. Er hinterließ sehr anschauliche und ausführliche Tagebuchnotizen. Frau Simon geb. Kamper, trug dazu bei, daß ihr Vater Ernst Kamper nicht nur noch dem Namen nach bekannt ist.
Es wäre förderlich, wenn Leser dieses Büchleins die noch Materialien zur Vereinsgeschichte des „Kirchenchores St. Sebastian Lobberich" besitzen, diese zur Einsicht zur Verfügung stellten, damit Lücken aufgefüllt werden können.

Lobberich im März 1981
Max Zanders

Alte Kirche innen

Alte Kirche - Kanzel und Antoniusaltar


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