Geschichte des Kirchenchores St. Sebastian Lobberich 1841-1941

IV. Kapitel:
Die Zeit vom Ende des 2. Weltkrieges bis zum Konzilabschluß 1945-1965

Buch S. 67

Chor und Dekanatscäcilienverein 1945-1955

Kaplan W. Rütten setzte ich auch als Dekanatspräses nachdrücklich für die liturgisch-künstlerische Konzeption des ACV ein und zwar mit einer gewissen „Neigung zur Ausschließlichkeit“.

Dafür zeugt ein Bericht über eine Tagung der Vorstände der Kirchenchöre im Dekanat Lobberich. Der Präse habe aufgeführt, „Es könne nicht mehr geduldet werden, daß Kirchenchöre Operetten und Singspiele aufführten.“ Vornehmste Aufgabe sei die Pflege de Gregorianischen Chorals, der kirchlichen, klassischen und modernen Polyphonie und des deutschen Kirchenliedes. Für die Mitwirkung von Orchestermusik bei liturgischen Ämtern sei eine bischöfliche Genehmigung erforderlich." (57)
Die Position deckt sich mit der führender rheinischer Komponisten die im Sinne der früheren Phase des Cäcilianismus vom Gregorianischen Choral und der Acapella-Musik Palestrinas her ihr moderne kompositorisches Werk entwickelten.
Hier sind zu nennen: Heinrich Lemacher, Hermann Schroeder, Theodor Rehmann.
Der frühe Cäcilianismus war auch gegen die großen Orchestermessen der Wiener Klassiker angetreten. Der kritische Hinweis auf die Praxis gewisser Chöre, die Operetten und Singspiele auf die Bühne brachten bezog ich nicht auf Lobberich.
Das Verlangen nachzuholen was der Krieg verhindert hatte dürfte eine Rolle gespielt haben.
Daß die Diözesanleitung des AC auch die Dekanatstreffen der Kirchenchöre des Dekanate Lobberich förderte und auf den liturgischen Gesang Einfluß nahm zeigen die aufgebotenen Redner und die Programme. So sprachen zu den Chören:

  • 1949: Domkapellmeister Prof. Rehmann
  • 1951: Geistlicher Rat Dr. J. Hafner,
  • 1952: Dr. Josef Angenvoort zu dem Thema: „50 Jahre Motuproprio"
  • 1954: Dr. Freistedt, Leiter des Gregoriushauses in Aachen und Diözesanpräses
  • 1955: Heinrich Jakobs zum Thema: „Liturgische, kirchenmusikalische Grundhaltung unserer Kirchenchöre".

Nicht überall wurden die Gedanken gleich in die Tat umgesetzt.

In Lobberich blieb man bei der Tradition zu Weihnachten eine Orchestermesse zu singen. Auch wurden bis 1956 keine Werke der spätromantischen Richtung einstudiert. Obgleich am 1. Juni 1950 nicht weniger al 23 Mitglieder zur Diözesankonferenz, in deren Mittelpunkt das Kirchenlied stand nach Birkesdorf fuhren gingen hiervon keine Impulse auf die Arbeit in der Pfarre aus.

Nach 35jähriger Tätigkeit als Küster, Organist und Chorleiter wurde Willy Frohn am 25. September 1955 in einem feierlichen Hochamt und am 9. Oktober 1955 in einer Saalfeier verabschiedet. Er wußte sich in der Tradition Witts Aiblingers und Etts, wählte freilich auch aus den Werken weniger bedeutender Cäcilianer aus. (58). Er liebte seinen Beruf und brachte mit seiner Familie manches Opfer im Dienste der Kirche.


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