Eisernes Buch
der Gemeinde Lobberich (1929)

Zweiter Teil

Der zweite Teil des „Eisernen Buches“ behandelt die Gemeinde- Kriegerehrung. Damit will die Gemeinde ihren toten Helden, die für uns und die Heimat gestorben sind, den gebührenden Dank aussprechen.

- Gemeindkriegerehrung -

Seiten 207-209

eisernes Kreuz

Heldentod Lobbericher Krieger.

Groß wurde allmählich die Zahl jener Lobbericher Krieger, die im wilden Schlachtgetümmel den Heldentod auf dem Felde der Ehre erlitten. Schweres Leid kehrte in viele Kriegerfamilien ein. Da wurde von der Post oder von der Gemeindeverwaltung der verhängnisvolle Brief in´s Haus gebracht, dessen Anschrift und Inhalt nicht von der bekannten und lieben Hand geschrieben war. Eine zitternde Hand öffnete ihn. Ein gellender Schmerzensschrei! Der treusorgende Gatte und Vater, der gute Sohn, der Bräutigam, der geliebte Bruder und Freund, lebte nicht mehr. Wer wollte den Schmerz ermessen, der ihn nicht selbst gefühlt. Wie der Maifrost die Blüten vernichtet, so wurden mit einem Male alle Hoffnungen der betroffenen Familien zu Grabe getragen. In der Pfarrkirche wurde ein feierlicher Trauergottesdienst für die gefallenen Helden abgehalten, an dem die ganze Gemeinde sich beteiligte.
Ein ehrenvolles Begräbnis wurde nur wenigen Gefallen in der Gemeinde zuteil; die größte Zahl ruht in den Massengräbern in fremde Erde. Denen aber, die in Lobberich zu Grabe getragen wurden, bereitete die dankbare Gemeinde unter Aufwand alle ihre Kräfte ein Ehrenbegräbnis. Unter Beteiligung der ganzen Gemeinde, auch der Schulen, wurde der tote Kämpfer zum Friedhof geleitet. Sämtliche Vereine Lobberich waren mit trauerumflorten Fahnen im Leichenzuge vertreten. Den mit reichen Kränzen geschmückten Totenwagen voran spielte eine Musikkapelle Trauerweisen. Nachdem der Sarg auf dem Ehrenfriedhof unter den vorgeschriebenen kirchlichen Zeremonien in die Gruft gesenkt worden war, hielt der Pfarrer eine Grabrede und nach dieser sangen die Gesangsvereine Lobberich dem Toten ihre Abschiedslieder. Lange währte eine solche Begräbnisfeier, bei der kaum ein Auge trocken blieb. Sie wurde auch den Opfern des Krieges seitens der Gemeinde bereitet, die zwar nicht zu ihren Bürgern zählte, aber im hiesigen Lazarett den Verwundungen erledigen waren.
Um aber auch jenen Lobbericher Heldensöhnen, die ihr Grab in fremder Erde fanden, den Tribut des Dankes und der Verehrung zu entrichten, veranstaltet der Lobbericher Kriegsverein am Sonntag, dem 10. Oktober 1914, auf dem Friedhofe eine würdige Ehrung alle gefallene Lobbericher Krieger vor dem Kriegerdenkmal von 1870/71.
Abordnungen alle Vereine mit ihren Fahnen hatten sich den Kriegerverein auf seinem Zuge zum Friedhofe angeschlossen. Dem Zuge voran blies eine Musikkapelle Trauermärsche. Auf dem Friedhof gelegt der Herr Bürgermeister Felder namens des Kriegervereines einen Lorbeerkranz zu Ehren der Gefallenen am Denkmal nieder, worauf die Lobbericher Gesangverein einen Trauerchor anstimmten. Herr Lehrer Schaaf hielt eine eindrucksvoller Gedächtnisrede. Mit dem Chorlied: „Stehe fest, du deutsche Eichenwald“ endete die erhebende Feier.

Eine solche Ehrung seiner gefallenen Kameraden wiederholte der Lobbericher Kriegerverein am 7. Februar 1915. Diesmal war auch die neugebildete „Jungwehr“ im Zuge vertreten. Sie hatte den Vormarsch. Am Kriegerdenkmal legte das Vorstandsmitglied hat Konrad Steeger unter der Feier angepassten Worten einen Lorbeerkranz nieder. Ein stilles Gebet für die Gefallenen bildet der Abschluss der Ehrung.

Wenn verwaltungstechnische Schwierigkeiten die Namen der Lobbericher Kriegsteilnehmer, Verwundeten und Invaliden mit den Orden und Ehrenzeichen Geschmückten im „Eisernen Buche“ zu verzeichnen hindern, so muss die amtliche Aufzeichnung der Gefallenen und Vermissten aus den Reihen der Lobbericher Krieger umsomehr gefordert werden.

Für das Vaterland in Weltkriege zu bluten und zu sterben, war das Los von 345 Lobbericher Bürgern. Im fernen Lande, auf fremde Erde, hauchte sie ihr Leben aus. Das größte und beste mussten sie hingeben: Ein Leben in der Kräfte Fülle und in der Jugend Blüte, mit kühnen Plänen und stolzen Hoffnungen! Ein Leben, das nicht schon Erlöschen begriffen war, sondern seiner vollen Entfaltung entgegenreifte! Ein Leben, dessen man nicht überdrüssig war, sondern an dem man noch mit allen Fasern des Herzens hing! Ein Leben an dem man sich freute! Ohne von dem ihrigen nochmals Abschied nehmen zu können, einsam und verlassen, mussten diese Heldensöhne Lobberichs sterben. Lässt sich wohl ein größeres Opfer denken? Der Soldatentot ist nur durch nur ein verdienstreiches und rumwürdiges Ende, er ist ein heiliges Martyrium. Die gefallenen Helden kämpften für eine große, gerecht und heilige Sache, für das Vaterlands Wohl. Wer für ein solches Ideal eintritt und dafür sein Leben lässt, der leistet eine Heldentat, der hat für seine Brüder sein Letztes und Höchstes hingegeben. So haben Lobberichs gefallene Krieger ihrer Heimatgemeinde einen unschätzbaren Dienst geleistet, für den der Dank der Gemeinde nie erlöschen darf. Ihrem tiefgefühlten Danke, aber nicht minder ihrer größten Hochachtung und höchsten Bewunderung den Gefallenen gegenüber, möchte die Gemeinde Lobberich dadurch Ausdruck verleihen, dass sie ihre Namen mit Wehmut und Stolz in das „Eiserne Buch“ einträgt, um Ihnen für die Nachwelt und Unsterblichkeit zu verleihen.

Wir lassen deshalb jetzt die Liste der Toten des Großen Krieges aus der Gemeinde Lobberich folgen:

Ehrenmal


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