Weltweit die einzige Kleinstadt mit authentischem
Gaslicht seit 1887:

Gaslicht in Lobberich:

2022/23:
Klima-Argumente gegen eine lästige Technologie
"Weg vom Gas - koste es, was es wolle

Link Übersicht

Fragen und Antworten für Skeptiker
Streit um das Gaslicht - seit 1887
Vision: Vermarktung und Würdigung des Gaslichtes

Gaslicht - Maskottchen

Kulturelle Überlegungen
Kleine Geschichte der Lobbericher Gasversorgung als erstes Zeichen des Fortschrittes


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Hier finden Sie auch Links, die zunächst einmal nichts mit dem historischen Gaslicht zu tun haben.
Da aber bei den Abrissbestrebungen mit ehrenwerten Klimaargumenten gearbeitet wurde, sollen die Nachrichten vom anderweitigen Umgang mit Energie die Zusammenhänge zeigen:
Klimaargumente, die naturgemäß bei wohlwollenden Mitmenschen auf große Resonanz stoßen, werden missbraucht um eine lästige Technik los zu werden.
Mindestens gelten sie - so die These, die hier begründet wird - bei anderen Projekten der "Stadt" und ihrer Betriebe nicht.


Dienstag, 21. März - (Meldung der "Rheinische(n) Post")

Entscheidung der Stadtwerke Nettetal

Gasmangel ade? Nettebad hat wieder wärmeres Wasser

In allen Becken des Bades ist die Wassertemperatur jetzt wieder auf das ursprüngliche Niveau vor der Gasmangellage angehoben worden. (...) Auch die Raumtemperatur in der Schwimmhalle und den Umkleiden des Nettebades ist erhöht worden. „Insgesamt wird die Lage als weniger angespannt als zu Beginn des Winters bewertet. Demnach ist es unwahrscheinlich, dass es in diesem Winter noch zu einer Gasmangellage kommt“, sagt “, sagt Norbert Dieling, Geschäftsführer der Stadtwerke.


Donnerstag, 16. März


Nach über 1/2 Jahr Dunkelheit: Schulweg wird bald wieder beleuchtet.

Provisorische Beleuchtung für Teile des Windmühlenweges und der Mühlenstraße.

Notbeleuchtung
provisorische Beleuchtung auf dem Windmühlenweg im Bau

Über den Herbst und Winter waren die Schulwege auf Anweisung des Verwaltungschefs und Stadtwerke-Geschäftsführers Küsters stockfinster, Er hatte die vorhandenen Gaslaternen wegen der seinerzeit befürchteten Gasknappheit "zunächst" abstellen lassen. Der Bürgermeister wolle "ein Zeichen setzen" hieß es in der Logo Lobberich.de Pressemeldung am 12. September - jede Kilowattstunde zähle.
Inzwischen - die Sonne lacht wieder vor Schulbeginn - werden Elektrolampen aufgestellt....wenn auch auf der dem aktuell (angerufen 16. März) immer noch empfohlenen Schulweg gegenüberliegenden Straßenseite. Der obere Windmühlenweg zwischen Schule und See bleibt weiter dunkel.

Kommentar: „Klimaschutz“ auf die Nette-Art: "Koste es, was es wolle…"
Es ist gut, wenn Schulwege sicher sind. Hatte der Bürgermeister noch im September öffentlich Umwege zur Logo Lobberich.de Katholischen Grundschule empfohlen, so werden die Wege jetzt - nach einem halben Jahr - wieder beleuchtet. So weit so gut.

Nun wird seit März mit dem allgemeinen Streben "weg vom Gas" - als Beweggrund gearbeitet um einen endgültigen Abriss des Kulturgutes zu rechtfertigen. Zur Erinnerung: Die Bedeutung des Gaslichtes für die Geschichte Lobberichs wurde inzwischen von allen Heimatvereinen Logo Lobberich.de Lobberland e.V., Logo Lobberich.de Heimatverein Stammtischrunde Lobberich 1953 und Logo Lobberich.de VVV Lobberich - letzterer setzt beim Erhalt auf privates Engagement - gewürdigt. Der Wirtschaftshistoriker Prof Dr. Wessel sprach bei seinem Logo Lobberich.de Vortrag am 8. März gar vom Lobbericher Anteil am Weltkulturerbe.

"Weg von Gas" oder Klimaschutz?!
Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe - wie die Klimakatastrophe selber müssen global gedacht werden. Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Und da liegt der Hase im Pfeffer:
Für die Kosten eines einzigen neuen Mastes (geschätzt 400€ - reine Anschaffung - ohne Einbetonierung und Verkabelung und ohne LED - Lampenkopf und Energieaufwand) könnte der CO2 – Ausstoß sämtlicher Lobbericher Gaslaternen ein ganzes Jahr lang ausgeglichen werden. (siehe z.B. => Atmosfair.de) Warum wird das Geld nicht in intelligente Sparmaßnahmen investiert?
Hier scheint es nicht um Klimaschutz zu gehen, sondern darum hier (und vorrangig hier) "weg vom Gas" zu kommen. Das kostet eben, und das Geld dafür wird dann auch bereitgestellt.

Funfact am Rande: Gestern noch (Es ging um Gehälter der Krankenhausmitarbeiter) mahnte Küsters noch (Quelle: nettetalaktuell.de) zum „umsichtigen“ Geldausgeben - siehe Artikel hierunter.

(Ralf Schmeink)

Provisorium
historische Gaslaterne und 08/15 billig - LED Lampe nebeneinander


2. Januar:


Freizeit: Stadt bezahlt Vereinen Flutlichtumrüstung plus Stromkosten

Wie die Rheinsche Post am 2. Januar berichtet, werden 330.000 € aufgewendet, um 52 Masten mit 102 Strahlern auf LED umzurüsten. Die nur stundenweise betriebenen LED-Fluter benötigen auch nach Umrüstung noch deutlich mehr (Primär-) Energie als alle Gaslaternen zusammen im duch-die-Nacht-Betrieb. 20.000 Euro bekommt der Verein DJK Leuth überwiesen, "der aus dem Gleichheitsgrundsatz nicht leer ausgehen" soll. Er hatte die Umrüstung vorfinanziert.

Geld für Freizeit/Sport ist also da - auch wenn's Energie kostet. Es soll nicht infragegestellt werden. Jetzt das kulturelle Erbe noch.... (RS)


Europäischer Gaspreis fällt auf Vorkriegsniveau

Am Montag startete der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas mit 70,30 Euro je Megawattstunde in den Handel. So günstig war europäisches Gas zuletzt im Februar 2022 vor Beginn des Krieges in der Ukraine. In Deutschland wird auch Gas eingespeichert. Dem europäischen Speicherverband GIE zufolge betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern zu Silvester 90,12 Prozent.
(Quelle: RND)

Falls es ums Geld geht - dann könnten die Laternen wieder brennen! (RS)

15. Dezember

Stadtwerke entdecken "Weltkulturerbe" als Werbeträger

In der aktuellen Kundenzeitschrift feiert die Firma Nettetaler Stadtwerke GmbH einen „essentiellen Teil der finnischen Identität, der finnischen Geschichte und ihrer Gesellschaft“, den sie ihren zahlenden Kunden anbietet. Man liest an dieser Stelle natürlich nichts vom Energiebedarf eines Saunabetriebes: Kultur kostet eben.

Auf der anderen Seite versucht die gleiche Firma seit Jahren die für sie teurere und damit mutmaßlich schlicht lästige Technik „Gaslicht“ in Lobberich loszuwerden. Beim kulturellen Erbe Gaslicht spielt es dann keine Rolle, dass dieses von Liedern besungen wird (Lili Marleen) und Teil der Erzähltradition ist ((sich) „einen auf die Lampe gießen“, „die Lampe anhaben“.

Dass mit Licht Stimmungen erzeugt werden, muss man auch nicht erst von van Gogh lernen, der sich intensiv mit der Wirkung des „grellen“ Gaslichts beschäftigt hat.

Sauna
"Zoom" - Magazin der Stadtwerke GmbH - Dezember 2022 Seite 10

Gaslicht ist eine technische Errungenschaft aus dem direkten Kulturraum: Leuven, Maastricht, Brüssel, das sind z.B. die Wirkungsstätten z.B. eines Jan Pieter Minckeleers, der die Gasgewinnung aus Kohle erforschte und Gasbeleuchtung in seinen Hörsälen ermöglichte. Eine Technik, die auch die sichere Beleuchtung der Textil-Fabrikhallen wie Link Niedieck erhellten und den Welterfolg der Lobbericher Firma mit begründete. Das ist kulturelles Erbe vor Ort. UNSER kulturelles Erbe. HIER müssen wir uns kümmern.

Während man sich um den Bestand finnischer Saunen an der Kaldenkirchener Buschstraße nun wirklich keine Sorgen machen muss, steht der Bestand von Gaslicht in unserer Stadt wieder schwer unter Druck. Dazu scheint jedes Mittel recht. Im Moment zählt hier dank (?) Putins Überfall auf die Ukraine und dem europäischen Embargo „jede Kilowattstunde“ oder 17 verbliebene Lobbericher Laternen sollen das Weltklima retten.
Mit diesen Begründungen jedenfalls wurden genau 135 Jahre nach Errichtung der öffentlichen Beleuchtung in Lobberich diese in einer Hauruckaktion auf Veranlassung des amtierenden Bürgermeisters (gleichzeitig Geschäftsführer der SWN GmbH) auf 600m vollständig vom Netz genommen.

Ein zwei Tage vorab per Facebook angekündigter "Blackout":

  • Anwohner wurden nicht informiert,
  • die städtischen Schulwegpläne bis heute nicht geändert,
  • rote Banderolen die auf nächtliche Dunkelheit verweisen an den Laternenmasten, nicht angebracht.

Stattdessen Krokodilstränen des Verursachers gegenüber „einigen in Lobberich“ denen die Gaslaternen „am Herzen liegen“. Tja, „Gas ist gerade ein knappes Gut“. Gleichzeitig wird ein Schwimmbad neu gebaut und nur stundenweise genutzte Architektur aus den 1970-er Jahren mit Millionenaufwand renoviert. Ja, in dem Fall kostet Kultur eben. Auch Energie…

Düsseldorf hat seine Gaslaternen unter Denkmalschutz gestellt. Die Stadt bewirbt sich um Anerkennung des Gaslichtes als Weltkulturerbe. Wo ist Lobberich, wenn Düsseldorf das geschafft hat?

Wir sind jetzt schon die einzige Kleinstadt auf dieser Welt mit authentischem Gaslicht. Kann das weg?

Wir haben schon so viel Kultur weggeworfen, einen Lehenshof aus dem 14. Jh. (et (Bü-erke“), ganze Straßenzüge des historischen Kerns (Süchtelner/Kempener Straße: abgerissen. Der Bongartzhof, der Stadt „auf ewig“ geschenkt: Er wurde verwahrlost, jetzt wird ein Käufer gesucht.

Gottseidank kümmern sich private Eigentümer um Burg Ingehoven, Haus Erlenbruch und den Wasserturm. Die gehörten auch mal der Stadt bzw. den Stadtwerken.

(Ralf Schmeink)


4. Dezember: Leuchtende Traktoren in finst'ren Straßen:

Landwirte, die sich unter dem Motto "Landwirtschaft sichert Versorgung (LSV)" zusammengeschlossen haben, fahren am 4. Dezember durch Lobberich. Ab 18.00 Uhr werden sie von der Niedieckstraße kommend erwartet

Sie möchten auf die tragende Rolle der Landwirtschaft bei der Lebensmittelversorgung hinweisen und für Solidarität mit ihrem Beruf werben.

Auf dem Link Windmühlenweg und der Link Mühlenstraße werden die leuchtenden Traktoren besonders zur Geltung kommen.
Hier hat der amtierende Bürgermeister Christian Küsters am 15, September - genau 135 Jahre nach Errichtung dieser Technik als erster Zeichen des Fortschrittes für das Volk" ein Zeichen gesetzt" (=ein Exempel statuiert?) und die völlige Abschaltung der Straßenlaternen verfügt. Bis jetzt hat er sich nicht öffentlich positioniert, ob dieses Stück Lobbericher Lichtkultur nach Ende der Krise wieder erstrahlen darf. (Nur) bei Gaslicht gilt "jede Kilowattstunde zählt"
...

Gut, dass privates Engagement in Nettetal Kultur hoch hält. Auch wenn es übermotorisiert war: Bei Licht-Kultur ist Effektivität nicht alles. Siehe Link Martinslaternen - Link Adventskerzen und natürlich auch unser Gaslicht

(Ralf Schmeink)

finstere Straßen
T1
T2

Lichtkultur in Lobberich: #stattnettetal: leuchtende Traktoren - #stadtnettetal: abgeklemmte Gaslaterne


7. November: Klima-Aktivismus:

Nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ will die Unionsfraktion im Bundestag einen Antrag für härtere Strafen einbringen. Aktivisten (...) soll demnach künftig eine Mindestfreiheitsstrafe drohen. Auch für die Beschädigung oder Zerstörung von Kulturgütern fordert die Union demnach eine Mindestfreiheitsstrafe statt Geldstrafen.
(Quelle: Rheinische Post)

Veranlasst hatten diese Reaktion zahlreiche Protestaktionen von "Last Generation", die Glasscheiben, hinter denen sich Kunstwerke befinden mit Lebensmitteln bespritzt. Dann hatten sie sich davor festgeklebt, um ihren Forderungen nach Maßnahmen gegen den Klimawandel Nachdruck zu verleihen.
Für das mutwillige und planmäßige Abreißen von Industriekulturellem Erbe gelten wohl andere Regeln. (RS)


20. Oktober: Stadtwerkechef beruhigt: kein Gasmangel in diesem Winter

Die Zuhörer interessierte besonders, ob sie diesen Winter frieren müssen. Dieling versuchte zu beruhigen. „Die Lage ist angespannt, die Gasversorgung aber stabil“, sagte der Stadtwerke-Chef. Und: Einen Gasmangel werde es in diesem Winter vermutlich nicht geben.
(Quelle: Rheinische Post)

Haben sich die Fakten geändert oder nur die Anlässe? Hier jedenfalls ging es wohl darum die Damen der Frauen-Union zu beruhigen, Noch 5 Wochen zuvor (als es um eine Begründung für das Abdrehen des Gaslichtes ging, sprach Dieling (zusammen mit dem amtierenden Bürgermeister Küsters) noch von einer "drohenden Energiekrise" Wörtlich: „Jede Kilowattstunde, die wir jetzt nicht verbrauchen, trägt dazu bei, dass wir besser durch den Winter kommen." Komisch: das klingt irgendwie viel dramatischer, aber vor ein paar Tagen ging es ja noch gegen das Gaslicht. (RS)


Montag, 19. September:

Ein Leserbrief in der Rheinischen Post (Printausgabe) spricht von "Blösdinn", "die Historie gegen eine populistischen nicht im Ansatz sinnvolle Maßnahme einzutauschen"


15. September 2022: Küsters hat's durchgezogen - Die Straßen sind dunkel.

Es fällt auf, dass das Gaslicht vollständig vom Netz genommen wurde (zum Preis völliger Dunkelheit), während an anderen Stellen nur abgeregelt wird.
Warum der völlige Blackout? Warum wird hier das Gaslicht nicht reduziert, wie die Temperatur im Bad oder in den Räumen?
Dimmen ist in Abstufungen von je 25% ist möglich. Das menschliche Auge gewöhnt sich auch an weniger Licht.
Man muss die Laternen nicht voll vom Netz nehmen um an dieser Stelle zu sparen.

"zunächst wird nicht abgerissen"

Der Argwohn, dass es Verantwortlichen wieder einmal um den Abriss des Gaslichtes geht, wird vom Bürgermeister (und Stadtwerke-Geschäftsführer) Küsters bei Facebook beantwortet mit "zunächst wird nicht abgerissen". Zunächst. Was macht man mit einer solchen Aussage?

Ein klares Bekenntnis der Art: "Sobald die Temperaturen in den Gebäuden und Bädern wieder auf normales Niveau steigen, werden auch die Gaslaternen wieder voll in Betrieb gehen" hat Küsters jedenfalls bisher vermieden.

Können wir also damit rechnen, das das Gaslicht wieder leuchtet, wenn auch die Temperaturen in den öffentlichen Gebäuden samt Bad wieder angehoben werden?

Windmühlenweg
Straßen im Dunkeln: Vorübergehende Notmaßnahme oder der Nächste Versuch, das Gaslicht loszuwerden?

Zappenduster
Der Windmühlenweg am Abend des 14. September
Die Straße ist die schwarze Stelle rechts von der Litfaßsäule und hinter den Dreiecken auf der Straße. Das kleine Licht dort ist eine Hausnummernbeleuchtung des vorletzten Hauses (Nr 11)


14. September: Die Rheinische Post berichtet in der Printausgabe

Im Artikel wird nicht nur die Pressemeldung der Stadtverwaltung wiedergegeben (wie in den GN) sondern auch gleich die Kritik daran.


12. September 2019: Nimm das, Putin!

"Die Stadt Nettetal" kündigt an, alle Lobbericher Gaslaternen (modernisiert 2017) vom Netz zu nehmen.
Es lebe die kurzsichtige Symbolpolitik!

In Lobberich werden laut städtischer Pressemeldung kurzfristig 17 Gaslaternen (davon eine gar nicht im Besitz der Stadt, sondern der Pfarrgemeinde) in den nächsten Tagen vom Netz genommen. Wenn hier 80.000 KWh Energie eingespart wird, klingt dies nach viel, kann aber eins genau nicht: Einen „weitreichenden Beitrag zum Umweltschutz und zu den Energiesparzielen der Bundesregierung leisten“.
Würde man aus dem so gesparten Gas in einem Gasturbinenkraftwerk Strom erzeugen, bliebe ein Bruchteil davon als Strom übrig - etwa 30.000 KWh. Setzen wir das doch bitte in Relation zu den 1.700.000 KWh Strom, den städtische Institutionen im 5-Jahresmittel in den letzten Jahren verbraucht haben. (Der städtische Gesamt-Gasverbrauch errechnet sich über den im Juni genannten CO2 - Wert von 2.000.000 kg, was - bei 200g CO2pro KWh - 10.000.000 KWh Gasenergiebedarf ergibt) Hier werden also mit viel Aufwand (offensichtlich rechnet man 2 Tage Arbeit) 17 Kleinverbraucher abgeklemmt, die auch zusammengerechnet nur im Promillebereich des Gasbedarfs städtischer Gebäude ausmachen. Daten: Link Pressemeldung der Stadtverwaltung vom 22. Juni

Was auf dem Spiel steht:

Alleinstellungsmerkmal:
Die 17 Laternen stellen ein Alleinstellungsmerkmal dar, das Lobberich weltweit (kein Witz!) einmalig macht. Es gibt keine einzige Kleinstadt unter 15.000 Einwohnern mit Gaslicht. Außer Lobberich eben. Kein energieintensives Hallenbad und auch kein kleines Theater mit noch so großen Gästen (Energiebilanz?) wird je Nettetal kulturell in ähnlicher Weise auf die Weltkarte setzen.

Kultur, Geschichte
Kultur kostet Geld, Kultur kostet Energie. Und natürlich wird auch in Nettetal viel Aufwand (Diskussionen, Geld und Energie) in die LinkWerner Jaeger-Halle gesteckt. Die Diskussion war wichtig, die Entscheidung war demokratisch und der erforderliche Energieaufwand zur Beheizung für die nur stundenweise Nutzung des Gebäudes wird – natürlich – nicht infrage gestellt. Aber ein Theater ist nicht die einzige Form von Kultur, die wir zu verlieren haben.

Um wieviel einfacher wäre hier die Bewahrung des kulturellen Erbes „Gaslicht“!
Das ist ein Schatz, den wir da haben, einer der noch vor 5 Jahren mit neuester Technik im Innenleben modernisiert wurde. Ein Schatz, der darüber hinaus einen ganz praktischen Nutzen (Beleuchtung) hat und auch noch allgemein öffentlich zugänglich ist.

Hier drängt sich dder Gedanke auf, dass der Kulturbegriff bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung da endet, wo bitte spätestens 22.30 der Vorhang fällt und man (endlich Feierabend!) nach Hause gehen darf. Die Entscheidung, die Gaslaternen vom Netz zu nehmen, wirkt fast so, als sei sie im Bauamt gefallen statt im Kulturausschuss…

(Allgemeine Überlegungen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/berlins-zauber-rettet-die-alten-leuchten-11761270.html)

"Zeichen setzen": die schwächste Version politischen Handelns

Bürgermeister und Verwaltung der Stadt Nettetal, - von einer politischen Diskussion drang zumindest nichts nach draußen - , werden nun zusammen mit den Stadtwerken an den Gaslaternen „ein Zeichen setzen“.
Wenn der Begriff "ein Zeichen setzen" bemüht wird, ist dies oft die Umschreibung von Machtlosigkeit. Etwas Wirkungsvolles fällt uns nicht ein, daher wird symbolisch mit einem passenden Ritual gehandelt. Wir hängen wir eine Fahne auf, treffen halten mal für 60 Sekunden den Mund oder legen Blumen irgendwo ab. Das ist völlig OK. Das gibt uns das Gefühl, "etwas" zu tun, dem Fassungslosen Leid nicht ausgeliefert zu sein: Tod, Krieg, Menschenrechtsverletzungen. Da fühlt man sich machtlos, will irgendwas machen.

Wenn aber - um "irgendwas zu machen" das Kulturelle Erbe abgerissen wird, das zudem keine andere Kleinstadt auf dieser Welt hat, hat das keinen kurzfristigen nennenswerten Effekt: Es ist eine kurzsichtige Symbolpolitik.

Schlimmer noch: Da die Wortwahl weder abwägend noch bedauernd ist, drängt sich der Gedanke auf, dass jetzt dank Putin die teuren Dinger endlich vom Tisch sind:
Zur Erinnerung: Die Stadtwerke hatten 2016/2017 versucht, Anwohnern und Ortsvorsteher etwas von „fehlenden Ersatzteilen“ zu erzählen (Fakt: Man hatte schlicht keine gekauft…) Als sie hier öffentlich korrigiert wurden "beugten sie sich Als Dienstleister (...) den Wünschen von Politik und Anwohnern" (Stadtpanorama 15.3.)

[VORSICHT SARKASMUS]
Man muss fast froh sein, dass die Häuser Ingenhoven und Erlenbruch (beide waren eine zeitlang im Besitz der Stadt) inzwischen private Eigentümer haben, die ihr Eigentum schätzen und pflegen. Ansonsten liefen sie womöglich Gefahr, durch supergedämmte Plus-Energiehäuser ersetzt zu werden. Was diese Denkweise für ein Jahrhunderte altes Lehensgut samt ihn umgebenden Wassergraben (genannt Link "et Büerke") bedeutet hat, lässt sich heute auf einer Tafel am Rande eines Matratzendiscount-Parkplatzes nachlesen. Es geht weiter: Kinoschließung 2006: oder die heute geplante Schließung des über 150 Jahre alten Berufskollegstandortes: Kein Verlust offenbar - wir stürzen uns auf die Filetgrundstücke. Im Ergebnis steht heute an der Stelle des Kinos die Laderampe von "action".
[ENDE SARKASMUS]

zurück zur Pressemeldung:

Konkret werden als einzig genannte Maßnahme erstmal nur 17 Gashähnchen abgedreht. Bezüglich wirklich wirkungsvoller Sparmaßnahmen finden wir in der städtischen Pressemeldung dann "Ankündigungen" "Prüfungen", "Suchen" und "Versprechungen" also eher vage Absichtserklärungen.
Darunter:

  • Eine Ankündigung: "Beendigung" einer Teilumrüstung irgendwann "in diesem Jahr" - wohlgemerkt: bei einem planmäßig verbleibenden Rest von 18% (also rund 1.000 Stück) Stromfresserlampen...
  • Einen Test: ob man Lampen bedarfsgerecht für ein paar Stunden wieder abschalten kann?
  • Eine Prüfung: ob man in Schulen, Hallen auch noch irgendwas sparen kann?
  • Dann eine beabsichtigte Weitersuche nach sonstigen Einsparmöglichkeiten
    und
  • Versprechen („Davon versprechen wir uns weitere Einsparungen und Optimierungen auch hinsichtlich Lichtverschmutzung und Insektenfreundlichkeit.“)

Genau diese Insektenfreundlichkeit ist bei Lobbericher Gaslaternen wegen des insektenfreundlichen Lichtspektrums seit 135 Jahren gegeben, Lichtverschmutzung wurde dem Gaslicht auch noch nicht vorgeworfen. Warum also mit viel Aufwand etwas insektenfreundlich "neu" gestalten, was seit 135 Jahren in Lobberich insektenfreundlich IST?

Über Nachhaltigkeit ließe sich dabei durchaus reden: Auf der ehemaligen Gaslichtstraße Link "Sassenfelder Kirchweg" steht nach dem Abriss der Gaslaternen im Jahr 2022 bereits die zweite Generation Elektroleuchten. Auf der Link Sassenfelder Straße rosten genau die Elektromasten an den Revisionsöffnungen vor sich hin, die einmal mal als Ersatz für das Gaslicht aufgebaut wurden, Nur eine Straße weiter am Link Windmühlenweg stehen dagegen echte Jugendstil-Kandelaber die seit über 100 Jahre in Betrieb sind. Auch DAS ist eine Form von Nachhaltigkeit!

Und nicht zuletzt ist das Gas, mit dem die Lobbericher Laternen betrieben werden, niedrig kalorisches niederländisches Gas "L-Gas". Das bleibt jetzt weg, weil in den Gewinnungsgebieten der Provinz Groningen die Erde bebt und die Produktion daher gedrosselt werden muss. Das hat mit Russland erst mal nichts zu tun! Natürlich muss auch damit sparsam umgegangen werden. Aber dann bitte mit ehrlichen Argumenten. Die Umstellung auf hochkalorisches H-Gas, wie es aus Russland bezogen wird, (also nicht etwa davon weg...) haben die Stadtwerke für Nettetal vor wenigen Tagen noch selbst in Gang gesetzt...

Die Presseerklärung der Stadt Nettetal vom 12. Septemer im Wortlaut:

"Energiesparen im öffentlichen Raum: Gaslaternen werden ausgeschaltet / Mehr als 5.000 Leuchten werden auf energiesparende LED-Technik umgerüstet / System zur bedarfsorientierten Steuerung der Straßenbeleuchtung wird erprobt

Nettetal (12. September 2022) Der Kreis und seine Kommunen wollen weniger Gas und Strom verbrauchen. Damit soll die neue Energiesparverordnung des Bundes umgesetzt werden. Nachdem bereits im Kaldenkirchener Hallenbad der Warmbadetag abgeschafft sowie die Wasser- und Raumtemperatur abgesenkt wurden, möchte die Stadt Nettetal mit weiteren Maßnahmen ein Zeichen setzen und im öffentlichen Raum Energie einsparen. Im Auftrag der Stadt hat der lokale Versorger nun die historische Gasbeleuchtung im Stadtgebiet ausgeschaltet. Insgesamt sind davon 17 Leuchten im Stadtteil Lobberich betroffen, die mit Gas betrieben werden. Pro Jahr können damit rund 80.000 Kilowattstunden Erdgas eingespart werden. Darüber hinaus werden bis Ende des Jahres mehr als 5.000 ältere Leuchtmittel durch LED-Lampen ersetzt sein. Damit erhöht sich der Anteil der energieeffizienten Straßenbeleuchtung mit LED in Nettetal auf insgesamt 82 Prozent. Durch die energieeffizienten Leuchtmittel und weitere Maßnahmen können bis zu 40 Prozent Energie gespart werden. Das sieht ein Vertrag zwischen Stadt und Stadtwerken vor, der im Jahr 2019 geschlossen wurde. Bis Donnerstag, 15. September, sollen die Gaslaternen vom Netz gehen. „Unser Ziel ist es, einen weitreichenden Beitrag zum Umweltschutz und zu den Energiesparzielen der Bundesregierung zu leisten“, erklärt Bürgermeister Christian Küsters. Am 1. September ist die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen in Kraft getreten. Die neue Energiesparverordnung der Bundesregierung sieht ein Sparziel von 20 Prozent beim Energieverbrauch vor. Norbert Dieling, Geschäftsführer der Stadtwerke Nettetal: „Wir erproben aktuell zwei Systeme zur bedarfsorientierten und von der Verkehrsdichte abhängige Steuerungen in der Straßenbeleuchtung. Davon versprechen wir uns weitere Einsparungen und Optimierungen auch hinsichtlich Lichtverschmutzung und Insektenfreundlichkeit.“ Beide sind sich einig: „Jede Kilowattstunde, die wir jetzt nicht verbrauchen, trägt dazu bei, dass wir besser durch den Winter kommen.“ Dabei sei es zunächst unerheblich, ob es sich um Gas oder Strom handelt, denn nach wie vor werden 13 Prozent des Stroms in Deutschland aus Erdgas erzeugt (Quelle: destatis.de). Von daher hat auch der Stromverbrauch Auswirkungen darauf, wie viel Erdgas benötigt wird. Die Stadt Nettetal und die Stadtwerke Nettetal begegnen mit ihren Maßnahmen der Verknappung von Erdgas. Seit Juni strömt weniger Erdgas von Russland nach Deutschland. Vor dem Hintergrund der drohenden Energiekrise suchen Stadt und Stadtwerke nach Einsparmöglichkeiten. So sollen in Nettetal auch die Potenziale in Schulen, Hallen und ähnlichen Gebäuden geprüft werden."


Link Zur Diskussion 2017

Die Stadtwerke hatten die Laternen nicht instand gesetzt, mit der Begründung "Es gibt keine Ersatzteile"

Link Zur Diskussion 2009-2011

Der zuständige Ausschuss winkt binnen Minuten den Abriss Brabanter Straße - Schulzenburgweg durch